Appell: Fordern Sie mehr
Menschenrechte für Tibeter und
Uiguren ein, Frau Bundeskanzlerin!
25.10.2008
Die Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) hat am Mittwoch an Bundeskanzlerin Angela Merkel
appelliert,
bei ihren Gesprächen mit der chinesischen Staatsführung am Donnerstag mehr
Menschenrechte für Tibeter und Uiguren sowie Religionsfreiheit für Christen
und die Meditationsbewegung Falun Gong einzufordern.
“Die Lage der Menschenrechte der ethnischen und religiösen Minderheiten hat
sich in China aufgrund der Olympia deutlich verschlechtert”, erklärte der
GfbV- Asienreferent Ulrich Delius.
“Ungeachtet der angestrebten Normalisierung der deutsch-chinesischen
Beziehungen dürfen Menschenrechte in den Gesprächen mit dem chinesischen
Präsidenten Hu Jintao und Ministerpräsident Wen Jiabao nicht ausgespart
werden.” Merkel soll die chinesische Staatsführung auch zu einem
glaubwürdigen und zielgerichteten Dialog mit dem Dalai Lama auffordern, um
den Tibet-Konflikt friedlich zu lösen.
Zwar habe China im Vorfeld der Olympiade der Bitte Merkels und der
Europäischen Union (EU) entsprochen und Gespräche mit Abgesandten des
weltlichen und religiösen Oberhaupts der Tibeter begonnen, doch diese
Zusammentreffen seien so substanzlos gewesen, dass man nicht von einem
ernsthaften Dialog sprechen könne. “Dringend muss die Bundeskanzlerin
deutlich machen, dass ein Dialog nur Sinn macht, wenn gegenseitiges
Vertrauen aufgebaut wird und es einen politischen Willen gibt, den
Tibet-Konflikt am Verhandlungstisch zu lösen”, sagte Delius.
Zwar sei es begrüßenswert, dass China die vor der Olympiade angeordnete
Lockerung der Pressezensur für ausländische Journalisten beibehalten habe,
doch die ethnischen Minderheiten profitierten davon nicht. So werde die
Reisefreiheit von ausländischen Journalisten nach Tibet und Xinjiang/Ostturkestan
noch immer stark eingeschränkt und Reporter würden regelmäßig an einer
freien Berichterstattung aus diesen Regionen gehindert. Noch schlimmer sei,
dass chinesische Journalisten nicht frei über den wachsenden Unmut der
Tibeter und Uiguren berichten dürften.
Mehr als 6.700 Tibeter seien nach den Unruhen im März 2008 festgenommen
worden. Von mehr als 1.000 Verhafteten fehle noch immer jede Spur. Bei der
blutigen Niederschlagung der Proteste seien 218 Tibeter getötet und 1.290
Menschen verletzt worden. Viele der Demonstranten würden zu langjährigen
Haftstrafen verurteilt. So seien am 23. September 2008 sogar acht
buddhistische Mönche in einem Geheimverfahren zu Haftstrafen zwischen fünf
Jahren und lebenslänglich verurteilt. Auch in Xinjiang hält die
Verhaftungswelle an. Nach offiziellen chinesischen Angaben wurden dort 800
Uiguren seit Januar 2008 aus politischen Gründen festgenommen. Tatsächlich
dürfte die Zahl der Verhafteten jedoch viel höher sein. Exil-Uiguren gehen
aufgrund von Berichten von Betroffenen davon aus, dass bis zu 15.000 Uiguren
festgenommen wurden.
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