US-Regierung will Ausreise von
Guantanamo-Insassen verhindern
16.10.2008
Ein US-Richter ordnete die
Freilassung von 17 uigurischen Häftlingen aus Guantanamo an. Doch Washington
will dies verhindern: Die Regierung wird Einspruch gegen die Ausreise der
chinesischen Muslime einlegen.
Washington - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte bereits
von einer "historischen Entscheidung" gesprochen, doch die US-Regierung
kämpft gegen die geplante Ausreise von 17 Häftlingen aus dem Gefangenencamp
Guantanamo. "Als Antwort auf die heutige Entscheidung werden wir einen
Eileinspruch einlegen", kündigte das Justizministerium am Dienstag an.
Ein Washingtoner Bundesrichter hatte einer Gruppe chinesischer Muslime, die
seit fast sieben Jahren in dem auf Kuba gelegenen Lager festgehalten werden,
die Ausreise auf US-amerikanischen Boden gestattet. Bislang hat noch kein
Guantanamo-Insasse in die USA ausreisen dürfen.
Die US-Regierung hat den Vorwurf des Terrorismus gegen die 17 Uiguren
bereits fallen gelassen, ihre Freilassung scheiterte bislang aber daran,
dass sich kein Land zu deren Aufnahme bereitfand. China stuft sie als
Terrorverdächtige ein und verlangt eine Auslieferung; die USA lehnen dies
ab, weil den Männern dort Folter drohen könnte. Vom US-Staatsgebiet will die
Regierung in Washington die Gruppe allerdings auch fernhalten. Die
Entlassung der Uiguren aus behördlicher Aufsicht auf US-Gebiet sei "nicht
angemessen", erklärte das Justizministerium.
Die Verteidiger der Uiguren hatten deren Ausreise in die USA gefordert, weil
diese sonst nirgendwo willkommen seien. Im Jahr 2006 hatte sich Albanien zur
Aufnahme von fünf Uiguren aus Guantanamo bereiterklärt, für die verbliebenen
17 Männer fand sich aber keine neue Heimat. Die Gruppe war im Jahr 2001 in
Afghanistan aufgegriffen und an die USA ausgeliefert worden.
Human Rights Watch reagierte mit Genugtuung auf das Urteil. Wieder einmal
habe ein Bundesgericht die Theorie der Regierung von Präsident George W.
Bush zurückgewiesen, dass ihre Beschlüsse über den Grundrechten stünden,
sagte die Terrorismus-Expertin der Organisation, Jennifer Daskal.
Die Uiguren sind ein muslimisches Volk im Westen Chinas. Dort kommt es
wiederholt zu Protesten gegen die Zentralregierung in Peking, in den
vergangenen Monaten wurden dort mehrere Bombenanschläge verübt.
Menschenrechtler werfen der Volksrepublik vor, systematisch die Rechte der
Uiguren zu verletzen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,582807,00.html
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