Immer mehr gefälschte Alkoholika
und Medikamente im Umlauf
Zahl von
ungefährlichen Fake-Produkten wie Kleidung in Österreich jedoch um 96
Prozent zurück gegangen
EU-Kommissar Lászó Kovács
Warnt vor gefälschten Produkten:
Brüssel
- Die Zahl der gefälschten Güter wie nachgemachte Markenkleidung, Zigaretten
oder Elektronikartikel, die die Zollbehörden in der EU aufgegriffen haben,
ist im Jahr 2005 gegenüber dem Jahr davor um mehr als ein Viertel auf 75
Millionen zurückgegangen. Jedoch wurden mehr gefährliche Güter wie
gefälschte Medikamente und Alkoholika beschlagnahmt, berichtete
EU-Kommissar Laszlo Kovacs am Freitag in Brüssel. Den Rückgang begründete er
damit, dass die Fälscher immer besser arbeiteten und immer komplexere Wege
für die Einfuhr ihrer Waren wählen.
Schlagartig weniger
In Österreich fiel die Zahl der aufgegriffenen Güter im ersten kompletten
Jahr nach der Osterweiterung 2004 schlagartig: Gleich um 96 Prozent weniger
Fälschungen (knapp 180.000 statt mehr als 4 Mio. im Jahr 2004) wurden
aufgegriffen. Dafür wurden in einem einzigen Fall im November 2005 rund
36.500 Liter in Österreich produzierten gefälschten "Blended Scotch Whisky"
aufgegriffen, der für die Türkei bestimmt war, schilderten EU-Experten.
Diskrepanz
Obwohl die absolute Zahl der aufgegriffenen gefälschten Güter in der EU
abgenommen hat, hat die Zahl der von den Zollbehörden bearbeiteten Fälle auf
26.000 zugenommen. Diese Diskrepanz bedeute, dass die Fälscher ihre Produkte
in kleineren Mengen verschicken, erläuterte Kovacs. Dies stelle eine
zusätzliche Belastung für die Zollbehörden dar.
Im Einzelnen
Besonders häufig werden neben Zigaretten - von denen 32,6 Mio. Stück durch
die Zollbehörden sichergestellt wurden - gefälschte Kleidungsstücke (fast 11
Mio. Stück) und Raubkopien auf CDs und DVDs (9,7 Mio. Stück) aufgegriffen.
Bei den Tonträgern hat sich die Zahl von 2004 auf 2005 jedoch halbiert - was
nicht zuletzt auf das verstärkte Herunterladen von Musik und Filmen im
Internet zurückzuführen ist, sagte Kovacs. Hingegen wurden um 40 Prozent
mehr gefälschte Kleidungsstücke aufgegriffen.
Spiel mit Gesundheit
Besonders wachsam verfolge man die Entwicklung bei gefälschten
Medikamenten und Nahrungsmitteln, da diese die Gesundheit der
Konsumenten gefährden, sagte Kovacs. Erstmals wurden über 5 Mio.
gefälschte Nahrungsmittel, Getränke und Alkoholika beschlagnahmt, ebenso
wurden über 500.000 nachgemachte Medikamente aufgegriffen. Fälscher
würden nicht zögern, mit der Gesundheit ihrer Abnehmer zu spielen, betonte
Kovacs, der auch auf die mangelhaft erfüllten Sicherheitsanforderungen etwa
bei gefälschtem Kinderspielzeug hinwies.
Maßnahmen verschärfen
Die EU wolle mit Schwerpunktaktionen und einem neuen System des
Informationsaustausches zwischen den europäischen Zollbehörden ihren Kampf
gegen gefälschte Güter verstärken. Der EU-Kommissar appellierte auch an die
Konsumenten, nicht vermeintlichen Schnäppchen aufzusitzen. Dies sei "eine
Illusion", denn damit fördere man "Kriminelle", die nicht nur Handtaschen
oder Kleidung fälschen, sondern auch die Verbreitung gefährlicher Güter,
welche die Gesundheit vieler Menschen gefährden.
Keine genauen Zahlen
China bleibt Hauptlieferant. Die meisten der gefälschten Güter in der EU
stammen mit weitem Abstand aus China (64 Prozent), gefolgt vom
Warenumschlagplatz Schweiz (5 Prozent) sowie der Türkei und den Vereinigten
Arabischen Emiraten (je 4 Prozent), Genaue Zahlen für den wirtschaftlichen
Schaden für Europa durch Steuer- und Gewinn-Entgang und Jobverluste durch
die Fälschungen gibt es keine. Nach Schätzungen sind weltweit gefälschte
Güter im Wert von 500 Mrd. Euro im Umlauf, sagte Kovacs.
Erstmals wurden 2005 über 5 Mio. gefälschte Nahrungsmittel, Getränke und
Alkoholika beschlagnahmt.
(APA)
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