Scharfe EU-Kritik
China duldet Produktpiraterie
Peking (dpa) - Die Europäische Union
hat China offen vorgeworfen, die Verletzung von Urheberrechten zu dulden.
Eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) wird allerdings vorerst
nicht erwogen.
Chinesische Behörden müssten aufhören, den Diebstahl geistigen Eigentums zu
tolerieren oder "wissentlich zu ignorieren", sagte EU- Handelskommissar
Peter Mandelson vor der Presse in Peking. Die Strafen müssten erhöht und die
Schwelle der Strafverfolgung gesenkt werden.
"Produktpiraterie, insbesondere hier in China, ist ein großer Aderlass für
die europäische Wettbewerbsfähigkeit", sagte Mandelson. Sie sei zum größten
Problem für europäische Unternehmen geworden. Er machte aber deutlich, dass
sich die EU nicht den Überlegungen der USA anschließt, eine WTO-Klage
anzustreben. Die EU setze vielmehr weiter auf Dialog und Kooperation. Nach
Gesprächen mit Mandelson hatte Chinas Handelsminister Bo Xilai die USA vor
"äußerst negativen" Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen gewarnt.
Handelskommissar Mandelson sagte: "Den Diebstahl von geistigem Eigentum zu
tolerieren, ist eine Einbahnstraße für China." Der Schutz der Urheberrechte
sei unerlässlich für den Erfolg und Innovation der chinesischen Wirtschaft
selbst. Das Problem betreffe nicht nur Luxusgüter. Es gehe auch um
Nahrungsmittel und Getränke, Ersatzteile für Autos, die Flugzeugindustrie
oder Medikamente wie Anti-Baby- Pillen, die in Entwicklungsländer geliefert
würden. Die Hälfte aller sichergestellten Raubkopien an Europas Grenzen
stamme aus China, sagte Mandelson.
Die Behörden müssten endlich auch auf Straßenmärkten aufräumen, wo
nachgemachte europäische Produkte verkauft werden. Mandelson nannte den
unter ausländischen Touristen beliebten "Seidenmarkt" in Peking. Er
prangerte ferner das chinesische Staatsfernsehen und Karaoke-Bars an, die
keine Tantiemen zahlten. "Das ist inakzeptabel." EU-Experten schätzen den
Schaden dadurch entgangene Verwertungsrechte sowohl für ausländische als
auch eigene chinesische audio-visuelle Produkte auf 750 Millionen Euro in
den Jahren von 2002 bis 2005. Der Schaden für Europa wurde in dem Zeitraum
auf 38 Millionen Euro taxiert.
Mandelson beklagte, dass die chinesische Seite die Umsetzung eines
entsprechenden Gesetzes von 2001 immer weiter aufschiebe und keine Tantiemen
eintreibe. "Darüber bin ich enttäuscht." EU-Experten rechneten mit einem
Aufschub bis nächstes Jahr oder länger. Es gebe keine Einigung über die
Tarife und das System zur Eintreibung der Gebühren. Mandelson reiste von
Peking nach Chengdu in Südwestchina weiter. Bei einer Kontaktbörse kommen
dort jeweils 250 europäische und chinesische Firmen für mögliche
Kooperationen zusammen.
www.fraktuell.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?
em_cnt=1006447
Dilnur Turdi, Informationszentrum Osttürkistan
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