KRIMINALITÄT
Großer Fund von Schuhplagiaten
Rund eine Million Paar Sportschuhe,
allesamt in China gefälscht, sollten via Hamburg geschmuggelt werden. Es ist
der weltweit größte Erfolg im Kampf gegen Nachahmungen.
Als Zöllner Anfang September in Hamburg 160.000 gefälschte Nike-Sportschuhe
präsentierten, die sie aus dem Verkehr gezogen hatten, dachten sie, sie
hätten einen ganz dicken Fisch gefangen. 20 Millionen Euro hätte der Schaden
betragen, der so in letzter Minute verhindert wurde.
Doch die Ladung, die Hamburger Zöllner jetzt abfingen, lässt den Fund vor
einem Monat fast wie "Peanuts" erscheinen: Rund eine Million Paar
Sportschuhe, allesamt in China gefälscht, sollten via Hamburg geschmuggelt
werden. Es ist der weltweit größte Erfolg im Kampf gegen Plagiate. Vor allem
Produkte der Marke Nike sind betroffen, aber auch Adidas und Puma.
Es sind in der Regel Tipps von Markenrechtsinhabern, die zu solchen Erfolgen
führen. Diese verfügen über eigene Agenten in China. Dort lassen die Firmen
günstig produzieren - doch haben sie sich damit ein neues Problem
geschaffen. Das exportierte Wissen wird von Kriminellen zur Herstellung von
Plagiaten genutzt. Bekommen die Agenten mit, dass eine Ladung Fälschungen
unterwegs ist, melden sie es den Behörden der Empfängerländer. Der Hamburgs
Hafen gilt als eine zentrale Drehscheibe im Handel mit China. Entsprechend
viele Plagiate gelangen über die Hansestadt nach Europa.
Auch die neuerliche Ladung, insgesamt 80 Container, die auf mehreren
Schiffen transportiert wurden oder noch auf dem Weg nach Hamburg sind,
sollten von hier nach Italien, Österreich und Ungarn gehen. Von dort werden
sie in ganz Europa verteilt.
Jetzt sollen die Plagiate sichergestellt und später vernichtet werden. Der
wirtschaftliche Schaden, der durch die Sicherstellung verhindert wird,
dürfte bei über 100 Millionen Euro liegen.
"Der Erfolg ist immens", sagt ein Zöllner. Solche Fälle zeigen aber auch, in
welchem Umfang Plagiate den europäischen Markt überfluten. Nach Ansicht der
Experten ist das Geschäft mit den Plagiaten mindestens so lukrativ wie der
illegale Drogenhandel.
zv
Artikel erschienen am 09.10.2006
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