Merkel: Gemischte Bilanz des
Chinabesuchs
Die Bundeskanzlerin schließt
ihre Staatsvisite ab. Der
Menschenrechtsdialog kommt nicht
voran. Merkel trifft den
katholischen Bischof von Schanghai.
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Zeichen für Menschenrechte:
Merkel zusammen mit dem
chinesischen Bischof
Foto: dpa |
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Schanghai - Zum
Abschluß ihrer ersten China-Reise
hat Bundeskanzlerin Angela Merkel
ein weiteres Zeichen für die
Religionsfreiheit und Menschenrechte
in der Volksrepublik gesetzt. Als
erster deutscher Regierungschef
besuchte sie in Schanghai einen
hohen Vertreter des christlichen
Glaubens in China, den katholischen
Bischof Aloysius Jin.
Merkel traf den 91jährigen Jin, der
bis 1982 27 Jahre lang im Gefängnis
gesessen hatte, für eine gute halbe
Stunde zu einem privaten Gespräch.
Anschließend führte der Geistliche
die Kanzlerin durch seine Kirche
mitten im Zentrum der
Millionen-Metropole. Jin ist Bischof
der katholischen Staatskirche in
China, die den Papst nicht als
Oberhaupt anerkennt, doch ist er mit
dem Segen des Vatikans geweiht. Beim
Abschied sagte Jin zu Merkel: „Ich
werde immer für Sie beten“. Die
Kanzlerin zeigte sich im Anschluß an
die Begegnung mit Jin, der fließend
deutsch spricht, „sehr gerührt“.
Anfänge eines Dialogs über
Menschenrechte
Die Kanzlerin zog ein gemischtes Fazit ihrer Gespräche mit der chinesischen
Staats- und Parteiführung über die Menschenrechte. Ihre Gastgeber hätten bei
dem Thema „aufmerksam hingehört“. Die Erfahrung, daß Demokratie und Freiheit
für eine Gesellschaft förderlich seien, würde nur „zögerlich angenommen“. Es
müßten noch viele weitere Gespräche geführt werden.
Kampf gegen Produktpiraten
In der Frage des Schutzes des geistigen Eigentums wird die Bundesregierung
auch in Zukunft mit Nachdruck vorgehen. Sie habe in ihren Gesprächen darauf
hingewiesen, „daß wir hart und klar vorgehen werden“, sagte Merkel auf einem
Wirtschaftsforum in Schanghai. Der Schutz des technischen „Kern-Know-How“
gehöre zur Sicherung des Wohlstands in Deutschland.
Härtere Gangart mit China
Mit Blick auf die kommenden Jahre kündigte sie auch eine härtere Haltung der
Bundesregierung und deutscher Unternehmen in den Verhandlungen mit China an.
Dem ZDF sagte sie: „Wir müssen auch den Mut zu kritischen Tönen haben. Wir
müssen deutlich machen, daß wir nichts zu verschenken haben und daß wir
erwarten, daß ein Land, das aufstrebt, ordentliche Preise zahlt.“ Das gelte
auch für den Transrapid. Am Rande des Besuchs waren bereits einige erwartete
Abschlüsse nicht zu Stande gekommen. dpa
Artikel erschienen am Di, 23. Mai 2006
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