SARS:
Höhepunkt
Reisende in
Peking dpa
noch
nicht überschritten
Peking steht Lungenkrankheit weiterhin
ahnungslos gegenüber
Der Höhepunkt der
SARS-Epidemie in der chinesischen
Hauptstadt Peking ist nach Angaben der
Gesundheitsbehörden noch nicht erreicht.
Die Millionen-Metropole müsse sich auf
einen langen Kampf gegen die
lebensgefährliche Lungenkrankheit
einstellen. Innerhalb eines Tages stieg
die Zahl der SARS-Fälle in Peking erneut
um 96, wie das Gesundheitsministerium am
Freitag meldete.
Landesweit (ohne Hongkong) kamen 176
neue Patienten und 11 Todesfälle hinzu,
davon 9 in Peking.
In Deutschland haben die Schutzmaßnahmen
nach Einschätzung des Berliner Robert
Koch-Instituts funktioniert: Innerhalb
Deutschlands habe es bislang keine
Ansteckung gegeben. Alle sieben
deutschen Fälle seien aus SARS-Regionen
importiert worden.
Weltweit 6054
SARS-Fälle
Die Bekämpfung des Schweren Akuten
Atemwegssyndroms (SARS) hängt nach
WHO-Angaben "jetzt stark davon ab, ob
die Krankheit in China unter Kontrolle
gebracht werden kann". Beim Versuch, sie
weltweit einzudämmen, seien die nächsten
Monate entscheidend. Wichtigste Aufgabe
sei derzeit, eine Ausbreitung in Länder
ohne ausreichend funktionierendes
Gesundheitssystem zu verhindern. "Wenn
SARS in ein solches Land, etwa in
Afrika, eindringt, dann könnte das
verheerende Folgen habe", sagte eine
WHO-Sprecherin am Freitag in Genf. SARS
könnte dann wie Aids zu einer
Masseninfizierung führen.
Weltweit registrierte die WHO bis zum
Freitagabend 6054 SARS- Fälle mit 417
Toten. Mit insgesamt 1636 Patienten hat
das schwer betroffene Peking sogar die
südchinesische Provinz Guangdong
überholt, die als Ursprung der
SARS-Welle gilt. Dort hatte die
Krankheit im Februar ihren Höhepunkt
erreicht. Von Guangdong hat sich das
SARS-Virus in China, nach Hongkong und
in 28 Länder ausgebreitet.
Vieles noch
unbekannt
Der Vizedirektor des Pekinger
Gesundheitsamtes, Liang Wannian, sagte,
die seit fast zwei Wochen dauernde
SARS-Hochphase in der Hauptstadt werde
noch einige Zeit anhalten. Vieles über
die Krankheit und ihre Ansteckungswege
sei noch unbekannt. Der Anstieg der
Krankenzahlen in Peking sei derzeit aber
"unter Kontrolle" und könnte sich in den
nächsten zehn Tagen möglicherweise
abschwächen. Das setze aber voraus, dass
die Krankheit in Peking einen ähnlichen
Verlauf nehme wie in Hongkong und
Guangdong. Dort habe die Hochphase 16
bis 20 Tage gedauert.
Selbst nach dem Überschreiten des
Höhepunkts werde es weiter neue
Erkrankungen geben. Deswegen werde der
Kampf gegen die Lungenkrankheit noch
"eine lange Zeit dauern". Der Sprecher
der Pekinger Stadtregierung, Cai Fuchao,
widersprach erneut Befürchtungen, die
Haupstadt werde abgeriegelt. Ausflüge
der 14 Millionen Einwohner ins Umland
seien jedoch untersagt, betonte er.
SARS breitet
sich weiter aus
Wanderarbeiter dürften die
Baustellen der Stadt nicht mehr
verlassen. Bei ihnen werde täglich
Fieber gemessen. Die Arbeit könne aber
weitergehen. Die Stadt hatte den
Wanderarbeitern wie auch den Studenten
vergangene Woche bereits untersagt, in
ihre Dörfer zurückzukehren. Mit diesen
Maßnahmen soll eine Ausbreitung der
Krankheit eingedämmt werden.
Dennoch verbreitet sich SARS auch im
Land weiter. Neue Krankheitsfälle wurden
aus der Inneren Mongolei, der Provinz
Hebei, der nahe Peking gelegenen
Metropole Tianjin und aus der Provinz
Shanxi gemeldet. Landesweit sind bisher
181 Menschen an SARS gestorben, davon 91
in Peking. Wegen der Lungenkrankheit
sagte der Internationale
Radsport-Verband UCI die für Ende Juli
geplanten Bahn- Weltmeisterschaften im
chinesischen Shenzhen ab. Zuvor waren
bereits zahlreiche andere
Sportveranstaltungen in Südostasien
wegen SARS gestrichen worden.
Reiserückgang
von 95 Prozent
Auch die Wirtschaft hat weiter unter den
Folgen der Lungenkrankheit zu leiden.
Eine auf China spezialisierte Hamburger
Reiseagentur entließ zwölf deutsche und
chinesische Mitarbeiter. "Das Geschäft
mit Reisen nach China ist um 75 Prozent
eingebrochen, bei Reisen von China nach
Deutschland gibt es einen Rückgang von
95 Prozent", sagte Agenturinhaber Mang
Chen. Die iranische Fluggesellschaft
Iran Air kündigte laut Medienberichten
an, ihre Flüge nach Peking einzustellen.
Tschechien will künftig wie die Schweiz
Daten von Flugreisenden erheben, um
mögliche SARS-Fälle zurückverfolgen zu
können.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts
(RKI), Reinhard Kurth, nannte es
entscheidend, dass Passagiere und
Flugpersonal sensibilisiert sind, auf
SARS-Symptome zu achten. "In den SARS-
Regionen selbst sollten Erkrankte oder
Krankheitsverdächtige gar nicht erst ins
Flugzeug steigen", sagte Kurth in
Berlin.
Mit Material von dpa
2003-05-03 ZDF
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