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SARS erreicht in einigen Ländern
den Höhepunkt

 

Tausende in Peking
unter Quarantäne - Wieder
acht Tote in China


Wie leergefegt: Nur wenige Touristen wagen sich zu den chinesischen Attraktionen wie die Große Mauer. ap

 


Im Kampf gegen die gefährliche Lungenkrankheit SARS hat die schwer betroffene chinesische Hauptstadt neue Vollmachten zur Zwangsquarantäne erlassen. Personen, die infiziert sind oder engen Kontakt zu Erkrankten hatten, können in Quarantäne genommen werden. Die Weltbanbk errechnete, dass SARS die Wirtschaft Ostasiens 15 Milliarden US-Dollar kosten werde.
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"Die Lungenkrankheit SARS hat nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in vier der am längsten betroffenen Staaten ihren Höhepunkt erreicht. In Kanada, Singapur, Hongkong und Vietnam werde nicht mehr mit einem beträchtlichen Anstieg der Zahl der Infizierten gerechnet, sagte der WHO-Experte David Heymann. Das gilt nicht für China. Dort starben am Montag wieder acht Menschen an SARS.

Landesweit kamen insgesamt 203 Erkrankte dazu. Der deutsche WHO-Virologe Wolfgang Preiser bezeichnete die Maßnahmen an Chinas Flughäfen zur Eindämmung von SARS als unzureichend und warnte vor einer Einschleppung der Krankheit nach Europa. Im ZDFmorgenmagazin kritisierte Preiser auch die deutschen Kontrollen an Flughäfen im Zusammenhang mit SARS. "Nach meinen eigenen Erfahrung, und ich bin am Samstag aus Peking zurückgeflogen, funktioniert die Kontrolle der Flugreisenden noch nicht oder nur sehr unzureichend", sagte der Virologe.

Alarm in China bleibt
In allen Ländern, in denen am 15. März SARS-Infektionen gemeldet worden seien, sei offenbar der Höhepunkt erreicht worden, sagte WHO-Experte Heymann. Das gelte bedauerlicherweise nicht für China. "Dort nimmt die Zahl (der Infektionen) weiter zu", sagte er in der thailändischen Hauptstadt Bangkok, wo sich Staats- und Regierungschefs asiatischer Länder am Dienstag zu Beratungen über die Lungenkrankheit versammeln wollen.

In China - ohne Hongkong - wurden annähernd 3000 SARS-Fälle offiziell bestätigt, mehr als 1000 davon in der Hauptstadt Peking. Dort haben die chinesischen Behörden aus Angst vor der Ausbreitung von SARS fast 8000 Menschen unter Quarantäne gestellt. Die Betroffenen hätten in engem Kontakt zu Patienten gestanden, die am Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS) erkrankt seien, meldete die Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Indes ist in Kanada eine weitere Frau an SARS gestorben.

Unter anderem seien eine Baustelle und mehrere Wohngebäude der Hochschulen abgeriegelt worden. Auch mehr als hundert medizinische Einrichtungen stünden unter Quarantäne. Nach Berichten örtlicher Zeitungen wurden 128 Medizin-Einrichtungen unter Beobachtung gestellt.

Öffentliches Leben steht still
Die Behörden hatten am Sonntag die Schließung aller Pekinger Vergnügungsstätten wie Kinos, Internetcafés, Theater und Karaoke-Bars angeordnet. In China sind bislang 131 Menschen der kaum erforschten Virusinfektion zum Opfer gefallen. Insgesamt sind in China derzeit 2914 Krankheitsfälle registriert.

Auch Indonesien hat jetzt seinen vermutlich ersten SARS-Toten gemeldet. Ein taiwanesischer Geschäftsmann sei am Sonntagabend in einem Krankenhaus in Jakarta gestorben, teilte das indonesische Gesundheitsministerium am Montag mit. Ob der 56-Jährige tatsächlich SARS gehabt habe, werde erst die Obduktion erweisen. Das Ergebnis werde am Mittwoch erwartet.

In Kanada erlag eine 79 Jahre alte Frau der rätselhaften Lungenkrankheit, wie die Behörden meldeten. Sie kam wie alle anderen Todesopfer in dem nordamerikanischen Land aus der Provinz Ontario. Die Zahl der SARS-Toten erhöhte sich damit auf 21. Kanada ist außerhalb Asiens das am stärksten von der Lungenkrankheit betroffene Land.

Streit mit der WHO
Trotz der immer neuen Todesfälle betonen die kanadischen Behörden, die Krankheit unter Kontrolle zu haben. Das Land steht mittlerweile im Streit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die in der vergangenen Woche eine Reisewarnung für Ontarios Provinzhauptstadt Toronto ausgesprochen hatte. Premierminister Jean Chrétien nannte den Hinweis eine "schlechte Entscheidung".

WHO-Generalsekretärin Gro Harlem Brundtland bezeichnete es in der BBC am Sonntag dagegen als "skandalös", dass in Kanada Anspielungen gemacht wurden, die WHO habe Toronto aus politischen Motiven auf die Schwarze Liste gesetzt, damit nicht nur asiatische Städte gebrandmarkt seien. Die WHO wird am Dienstag über eine mögliche Aufhebung der Reisewarnung für Kanada entscheiden.

Entwarnung für Hanoi
Unterdessen hat die WHO Vietnam als erstes Land von ihrer Liste der SARS-Gebiete genommen. Die Organisation bestätigte Hanoi, die Lungenkrankheit erfolgreich unter Kontrolle gebracht zu haben. In Vietnam wurden seit dem 8. April keine neuen SARS-Fälle registriert. Damit zählt das südostasiatische Land nicht länger zu den gefährlichen Regionen. Die WHO hat einen Zeitraum von 20 Tagen ohne Neuinfektion - das ist die doppelte angenommene Inkubationszeit - als Kriterium genannt, bevor Reisewarnungen aufgehoben werden und die Ausbreitung der Seuche als eingedämmt gilt. Aus Vietnam wurden fünf SARS-Todesfälle seit Auftreten der Krankheit im Februar registriert; rund 60 Infektionen wurden bekannt.

Nach Einschätzung von Experten wird SARS die Weltwirtschaft voraussichtlich bis zu 30 Milliarden Dollar (rund 27,3 Milliarden Euro) kosten. Allein Toronto verliere täglich 30 Millionen Dollar, rechnete die US-Geschäftsbank JP Morgan dem Wochenmagazin "Time" vor. China und Südkorea müssten sich wegen Einbußen in der Tourismusbranche sowie Rückgängen bei Verkauf und Produktion auf Verluste von jeweils zwei Milliarden Dollar einstellen. Japan und Hongkong würden möglicherweise eine Milliarde Dollar verlieren, für Singapur und Taiwan seien ähnliche Zahlen zu erwarten.

Das Schwere Akute Atemwegssyndrom (SARS) wurde zuerst Ende 2002 in Südchina beschrieben und hat sich inzwischen auf mehr als 20 Staaten ausgebreitet. Weltweit wurde am Montag von mindestens 5300 Fällen und 318 Toten berichtet. Die meisten Opfer wurden in Südost-Asien registriert. Die Krankheit endet in offenbar mindestens sechs Prozent der Fälle tödlich. Ein Heilmittel ist nicht bekannt.

Mit Material von REUTERS, AP, AFP
 
24.04.03, ZDF
 


© ETIC  28/04/2003 13:32  Published By A. Karakash