China:
Drastische Quarantäne-Maßnahmen wegen
SARS
Peking (AFP) Angesichts der rasanten
Ausweitung der Lungenkrankheit SARS hat
China drastische Quarantäne-Bestimmungen
eingeführt. Die Pekinger Behörden
riegelten sämtliche Gefängnisse der
Stadt und ein großes Krankenhaus von der
Umwelt ab. Zuvor hatten sie angekündigt,
bei Verdachtsfällen sofort umfangreiche
Quarantäne anzuordnen. Davon seien auch
Haustiere und sämtliche Einrichtungen
betroffen, in denen das SARS-Virus
aufgetreten sei: Schulen, Fabriken,
Restaurants, aber auch Wohnhäuser und
ganze Dörfer. In Kanada erhöhte sich die
Zahl der SARS-Toten auf 16.
Die staatliche Zeitung "Beijing Times"
berichtete, das Gefängnispersonal dürfe
die Pekinger Haftanstalten nicht mehr
verlassen und keinen Kontakt zu
Angehörigen haben. Auch das
Volkskrankenhaus im Zentrum der
chinesischen Hauptstadt wurde
abgeriegelt. Vor dem Gelände bezogen
Sicherheitskräfte Stellung. In dem
Tausend-Betten-Hospital waren nach
Angaben von Anwohnern einige Fälle des
Schweren Akuten Respiratorischen
Syndroms (SARS) diagnostiziert worden.
Unter der Bevölkerung Pekings machte
sich Panik breit. Am Flughafen und auf
den Bahnhöfen bildeten sich lange
Schlangen mit Menschen, die aus der
Stadt fliehen wollten. Ganze Supermärkte
wurden leergekauft, weil sich die
Einwohner aus Angst vor Isolierungen mit
Vorräten eindeckten.
Eine WHO-Sprecherin sagte, die
Weltgesundheitsorganisation benötige
noch genauere Daten über die Entwicklung
der Epidemie. Ein weiterer Experte
kritisierte die offiziellen Angaben aus
Schanghai. Das WHO-Team in China habe
den Eindruck, dass es in der größten
Stadt des Landes deutlich mehr als die
beiden bisher gemeldeten Fälle gebe.
Die chinesischen Behörden gaben vier
neue Todesfälle in Peking sowie
landesweit 125 weitere Krankheitsfälle
bekannt. Bislang erkrankten in China
2422 Menschen an SARS; 110 Patienten
starben. Auch Hongkong meldete vier
weitere Todesfälle und 30 neue
Erkrankungen.
Das Auswärtige Amt empfahl, angesichts
der Ausbreitung von SARS nicht unbedingt
notwendige Reisen nach Hongkong, Peking
und in die chinesischen Provinzen Shanxi
und Guangdong sowie nach Toronto zu
verschieben.
In Kanada stammen alle Toten stammten
aus der Region um Toronto. Der
Bürgermeister der Stadt, Mel Lastman,
forderte die Weltgesundheitsorganisation
dennoch auf, ihre Reisewarnung für die
Metropole noch einmal zu überdenken. Er
sei über die WHO-Warnung "schockiert".
"Wenn man ohne Gefahr in Toronto leben
kann, kann man auch gefahrlos hierher
kommen", sagte er.
2003-04-24 |