Rebiya Kadeer: China unterdrückt
Uiguren mit brutaler Härte
Im
Vorfeld der Olympischen Spiele eskalieren die Menschenrechtsverletzungen an
Uiguren
(News4Press.com) Urumtschí - Brüssel - Köln (25. Juni 2008) - Rebiya Kadeer,
Bürgerrechtlerin und Vorsitzende des Weltkongresses der Uiguren, hat in
einer Pressekonferenz der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
die Verhängung des Ausnahmezustandes in Ostturkestan, die Verhaftung von 65
Uiguren sowie weitere Menschenrechtsverletzungen der VR China am Volk der
Uiguren scharf kritisiert. Durch Zensur und Ausnahmezustand gelinge es der
Pekinger Führung, Nachrichten über Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren
fast komplett zu unterdrücken. Während aus Tibet – wenn auch spärlich -
immer noch Nachrichten an die Öffentlichkeit gelangen, umgebe Ostturkestan
eine undurchlässige Mauer des Schweigens. Heute spricht die ehemalige
politische Gefangene in Brüssel vor dem Europäischen Parlament.
Rebiya Kadeer berichtete, dass die Olympischen Spiele die Situation der
Uiguren noch weiter verschlimmert haben. Es gebe wesentlich mehr Kontrollen
als zuvor, da die chinesische Regierung aus Angst vor Unruhen während der
Spiele in deren Vorfeld äußerst restriktiv vorgehe. Wie in Tibet war der
olympische Fackellauf vom 25. auf den 17. Juni kurzfristig vorverlegt
worden. Nur besondere, von der Regierung ausgewählte Personen durften beim
Lauf anwesend sein. "Alle anderen mussten in ihren Häusern bleiben und die
Fenster geschlossen halten. Bei Zuwiderhandlungen wurde mit der Todesstrafe
gedroht", so Frau Kadeer.
Frau Kadeer ist die bekannteste ehemalige politische Gefangene der VR China
– ihre Biographie "Die Himmelsstürmerin" kam 2007 auch in deutscher Sprache
auf den Markt. Die mehrmals für den Friedensnobelpreis nominierte
Menschenrechtlerin lebt mittlerweile im Exil in den USA, so die IGFM. Ihre
beiden Söhne befinden sich in politischer Gefangenschaft in der VR China.
Gesinnungs-Justiz fällt Todesurteile und lebenslängliche Haftstrafen
"Wer sich für unsere Kultur oder Sprache einsetzt, gilt als Separatist,
Fundamentalist, Terrorist", erläutert Frau Kadeer. "Besonders seit dem 11.
September 2001 versuchen die Chinesen, die Uiguren wegen unseres
muslimischen Glaubens als Terroristen darzustellen." Gerade vor kurzem seien
65 Uiguren verhaftet worden. Der Vorwurf lautete auf Terrorismus, keiner von
ihnen durfte von einem Rechtsanwalt verteidigt werden, Beweise lagen nicht
vor. 45 der angeklagten Uiguren wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, 20
erhielten die Todesstrafe. "Wenn es sich tatsächlich um Terroristen handelt,
dann soll China die Medien ins Land lassen und so beweisen, dass alles mit
rechten Dingen zugeht. Das können sie aber nicht. Wahrscheinlich haben diese
Menschen Flugblätter verteilt", kritisiert Frau Kadeer.
Wie Tibet, nur schlimmer
Frau Kadeer erklärte, dass die Lage der Uiguren mit derjenigen der Tibeter
vergleichbar sei, mit dem Unterschied, dass Tibet wesentlich mehr
Öffentlichkeit habe. Daher sei die Lage der Uiguren eigentlich noch
prekärer. "Denken Sie daran, was trotz der internationalen Aufmerksamkeit
mit den Tibetern geschieht, dann können Sie sich vorstellen, wie es um die
Uiguren bestellt ist", sagte Frau Kadeer.
Seit den Protesten im März 2008 in Tibet habe sich die Situation in
Ostturkestan zusätzlich verschlimmert. In der Region sei der Ausnahmezustand
verhängt worden. "Es gibt keine uigurische Familie, in der nicht mindestens
ein Mitglied bereits einmal im Gefängnis war", so Frau Kadeer.
Kollektives Ausreiseverbot
Die Uiguren leben im Nordwesten Chinas in der Region Ostturkestan. Seit 1949
gehört die Region zu China, der chinesische Name lautet Xinjiang. Nach dem
chinesischen Gesetz gilt das Gebiet der Uiguren – wie Tibet – als "autonom",
das Recht auf die Nutzung ihrer eigenen Sprache und Schrift ist ebenso
festgeschrieben, wie jenes auf Selbstverwaltung. Jedoch sei es seit 2003
verboten, Uigurisch zu sprechen oder zu schreiben, erklärte Frau Kadeer. Die
Zuwanderung von Han-Chinesen werde wie in Tibet gefördert, im Mai 2007 sei
allen Uiguren der Pass entzogen worden. Seitdem unterliegen sie einem
kollektiven Ausreiseverbot.
Die IGFM ist eine Menschenrechtsorganisation, die 1972 in Frankfurt am Main
gegründet wurde. Sie unterstützt Menschen, die sich gewaltlos für die
Verwirklichung der Menschenrechte in ihren Ländern einsetzen oder die
verfolgt werden, weil sie ihre Rechte einfordern. Nach Auffassung der IGFM
sind nach dem Recht auf Leben und Sicherheit der Person, die bürgerlichen
Rechte wie Meinungs-, Versammlungs- Religions- und Pressefreiheit die
wichtigsten Menschenrechte. Ohne sie kann es weder Frieden noch sozialen
Fortschritt geben. Die Grundlage ihrer Arbeit bildet die Allgemeine
Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948.
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) IGFM - Deutsche
Sektion e. V.
Borsigallee 9
60388 Frankfurt am Main
Tel:069 420 108 0
Fax:069 420 108-33
post@igfm.de.
|