USA kritisieren UN-Menschenrechtsrat
Mitgliedschaft Kubas stößt auf
Unverständnis - Washington will
Kandidatur von Effizienz des
Gremiums abhängig machen
von
Torsten Krauel
 |
|
Die Generalversammlung der
Vereinten Nationen wählt neuen
Menschenrechtsrat
Foto: dpa |
|
Washington - Die USA wollen die
Effizienz des neuen Rates für
Menschenrechte der Vereinten
Nationen zwei bis drei Jahre
beobachten, bevor sie einen Beschluß
darüber fassen, ob sie selber für
das neue Gremium kandidieren. Das
sagte Washingtons UN-Botschafter
John Bolton nach der Wahl der 47
Mitgliedsstaaten des Rates. Das
State Department ließ verlauten,
im
großen und ganzen "halten wir den
Rat für eine Verbesserung".
Senator Norm Coleman aus Minnesota,
ein Wortführer der republikanischen
UN-Kritiker im Kongreß, blieb
indessen bei seiner Einschätzung,
der Rat für Menschenrechte sei kaum
besser als die aufgelöste
UN-Kommission für Menschenrechte.
"Es war tief enttäuschend, Kuba
heute in den Rat für Menschenrechte
gewählt zu sehen." Die Wahl zeige,
daß wirklicher Reformgeist noch
immer nicht in der Uno verankert
sei.

Die
Wahl Kubas wurde auch von der
Lobbyorganisation Human Rights Watch
(HRW) skeptisch aufgenommen.
"Natürlich hätten wir eine Reihe
Länder lieber nicht im Rat gesehen",
sagte ihr Direktor Kenneth Roth.
Human Rights Watch war Ende der
siebziger Jahre als Pendant der
europäischen Helsinki-Gruppen
gegründet worden, um die Umsetzung
des Menschenrechts-"Korbs" der in
Helsinki 1975 vereinbarten Akte für
europäische Sicherheit und
Zusammenarbeit zu unterstützen. Die
Organisation steht der
Antiterror-Politik George W. Bushs
sehr kritisch gegenüber. Die
Beobachterin von Amnesty
International bei der Uno hingegen
verwies darauf, daß sich auch solche
Staaten durch ihre Mitgliedschaft
auf höchste Standards bei den
Menschenrechten verpflichtet hätten.
Die
US-Regierung vollzieht bei der
UN-Reform stets einen Balanceakt
zwischen ihren innenpolitischen
Zwängen und ihrer außenpolitischen
Agenda. Die Kritik an der Uno ist
zumal unter konservativen
Republikanern populär, nicht zuletzt
deswegen, weil die Unabhängigkeit
der USA von auswärtigen Einflüssen,
auch und gerade von der Anwendung
internationalen Rechts auf heimische
Rechtsnormen, zum Kernbestand der
Staatsräson von 1776 zählt. Aus
jenem Grund lehnen die USA es ab,
US-Bürger vor dem Internationalen
Strafgerichtshof anklagen zu lassen.
Die Stärke dieses Impulses wird oft
unterschätzt. Die Uno kann im
Kongreß leicht zum Erregungsthema
und zum Vehikel für politische Deals
werden, die das Weiße Haus bei ganz
anderen als UN-Themen in Bedrängnis
brächte. Deshalb war die Aushandlung
der UN-Reform zwischen Washington,
UN-Generalsekretär Kofi Annan und
den UN-Mächten innenpolitisch
unumgänglich, aber absolute
Chefsache.
Das
war es auch deshalb, weil Bush
entschlossen ist, sich nicht von
Senatoren oder Traditionen den
eigenen Spielraum einengen zu
lassen. Die Uno ist für sein
weiteres Vorgehen im Irak, in Darfur
oder gegenüber Iran viel zu wichtig,
um sie links liegen zu lassen.
Artikel
erschienen am Do, 11. Mai 2006 |