Mullah Omar ernennt Usbeken zum
Befehlshaber in Nordafghanistan
Der designierte Befehlshaber ist ein
Gegner des usbekischen Präsidenten
Islam Karimov
VMoskau - Mullah Omar, der geistige
Führer der Taliban, hat einen
Usbeken zu seinem militärischen
Statthalter in Nordafghanistan
ernannt. Dschuma Namangani, einer
der Führer der Islamischen Bewegung
Usbekistans (IMU), ist nun
Befehlshaber der im Norden
agierenden Taliban und deren
regulärer Truppen.
Das berichtete die pakistanische
Zeitung "Frontier Post" unter
Berufung auf afghanische Quellen.
Der russische Geheimdienst hatte
bereits unmittelbar nach den
Terroranschlägen vom 11. September
informiert, dass Namangani "einen
wichtigen Posten" in Nordafghanistan
bekommen hätte.
Die Ernennung wird in der
usbekischen Hauptstadt Taschkent die
Alarmglocken schellen lassen. Denn
der 38-jährige Namangani ist ein
gefürchteter Feind des Präsidenten
Islam Karimow.
Die IMU, eine der stärksten
Guerillagruppen des Landes, stammt
aus dem Fergana-Tal, wo Karimows
Polizeitruppen seit 1992 jede
oppositionelle Regung brutal
verfolgen. Sie soll rund 3000 Mann
stark sein und vorwiegend aus
Usbeken und Tadschiken bestehen.
Ihr angebliches Ziel: Der Sturz
Karimows und die Gründung eines
islamischen Staates. Tatsächlich
steckt die grenzüberschreitende,
multinationale Kampftruppe tief im
Drogenhandel. Nach Angaben aus
Kirgisien kontrolliert Namangani 70
Prozent des Drogenflusses von
Afghanistan in die ehemaligen
mittelasiatischen Sowjetrepubliken.
Seit 1996, so ein ehemaliger
Vertrauter Namanganis, unterhält die
IMU enge Kontakte zu Osama Bin
Laden. Nach seiner Beförderung soll
er russischen Quellen zufolge jetzt
über insgesamt 14.000 Kämpfer
gebieten. Darunter 6000 Usbeken, die
bei Mazar-i-Sharif ausgebildet
worden sind, so die russische
Agentur RIA Nowosti. Weiter stünden
auch Tadschiken, Araber, Uiguren und
Tschetschenen unter seinem Kommando.
Namangani wurde bewusst zum
Gegenspieler des von Taschkent
gestützten Usbeken General Abdul
Raschid Dostum aufgebaut, der seit
Wochen vergeblich um die Stadt
Mazar-i-Sharif kämpft. mq
Die Welt Datum: 2001-11-09
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