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Turfan (Turpan, Tulupan) wird von Ürümqi in halbtägiger Busfahrt oder mit der Eisenbahn erreicht; der Bahnhof ist 60 km vom Ortszentrum entfernt. Die Straße führt südwestwärts durch den Industriegürtel von
Ürümqi zunächst an der Bahnlinie entlang (man sieht die Bahnkilometerangaben 1854 und 1801), sodann durch Weideland am Nordhang des Tianshan und vorbei an größeren blauen Seen nach Dabancheng, einem noch zum
Verwaltungsbezirk von Ürümqi gehörenden Marktort nahe einem Paß. Der Weg passiert mehrere verfallene Festungsbauwerke aus der Qing-Zeit und führt weiter ins Tal des Baiyanghe (Weißpappelfluß) mit üppigem Baumbestand. Am
Ende der Baiyanghe-Schlucht erreicht die Straße eine ausgedehnte Schotterwüste (Sai), die bis an den Rand der Turfan-Oase reicht. Nach der langen Fahrt durch die trostlos graue, staubige und schattenlose Wüste, deren
lebensfeindlicher Eindruck die Erinnerung an die grünen Täler und Ebenen am Tianshan verdrängt, wirkt das unvermitrelte Auftreten üppiger grüner Vegetation geradezu paradiesisch. Die in Ost-West-Ausdehnung 150 km
lange Oase Turfan mit ihren Maulbeerbäumen und Weinstöcken, Baumwollpflanzungen und Pappeln ist nach dem Toten Meer die tiefste Senke der Erde; der austrocknende Salzsee Aydingkol (Mondlichtsee) an ihrem tiefsten Punkt
liegt 154 m unter Meeres-niveau. Die Sommertemperaturen der im Norden vom Tianshan, im Süden vom Kurukdagh abgeschotteten Oase erreichen 470C. Das Gebiet ist außerordentlich trocken und gilt als die arideste Region
Chinas (nur 17 mm Jahres-niederschlag). Die bekanntesten lokalen Produkte sind kernlose Weintrauben, die in Trockentürmen in Adobe-Bauweise mit durchbrochenen Mauern zu Rosinen gedörrt werden, besonders süße Melonen und
langstaplige Baumwolle. Die Bewohner sind vorwiegend Uiguren. Ein besonderes Irrigationssystem sichert seit frühesten Zeiten das Überleben der gesamten Oase, das Karez-Bewässerungsnetz, durch unterirdische Kanäle
miteinander verbundenen Brunnen. Während des Wassertransports in Kanälen bleibt die Verdunstung gering und seine Nutzungsrate hoch. Im Turfangebiet gibt es über 1.100 Karez, deren unterirdische Kanäle über 3.000 km lang
sind und jährlich nahezu 2,0 Mrd. m3 verteilen«. Die bis 70 km langen unterirdischen Zuleitungen kommen von den Gletscherzungen des nördlich gelegenen Tianshan; die südlich abriegelnden Berge sind wasserlos (Kurukdagh =
trockene Berge).. |