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Die zahlreichen im östlichen Zentralasien nomadisierenden mongolischen Stämme faßte der aus einer Kleinfürstenfamilie stammende Temüdschin zu Beginn des 13. Jahrhunderts zu einer schlagkräftigen Einheit
zusammen, aus der ein Weltreich entstand. Temüdschin ist 1155 (nach anderen Quellen 1167) geboren und wurde nach langen Stammeskämpfen auf einer Versammlung der Fürsten (kuriltai) im Jahre 1206 zum obersten
Herrscher der Mongolen ausgerufen. Seither führte er den Titel Dschinghis Khan. Die Uiguren von Turfan unterwarfen sich 1209 freiwillig. Der Nordchina beherrschende Staat der Dschürtschen wurde 1211 bis 1216
unterworfen. Bis 1221 fiel das islamische Transoxanien. 1223 wurden die Russen an der Kalka nördlich des Asowschen Meeres entscheidend geschlagen. Dschinghis Khan starb 1227 bei der Belagerung der Stadt Yinchuan, der
Hauptstadt des Xi-Xia-Reichs der Tanguten (vgl. Gansu-Ningxia), die dann von seinem Sohn eingenommen wurde. 1229 übernahm Ögödai die Herrschaft über das mongolische Reich, das inzwischen zu einem Weltreich wurde,
eroberte bis zu seinem Tode (1241) praktisch ganz Rußland und weitere Teile Mittelasiens. Sein Tod, der einen Kuriltai zur Nachfolgeregelung notwendig machte, unterbrach den weiteren Vorstoß nach Mitteleuropa (Schlacht
von Liegnitz 1241). Mittelasien war schon in der Erbregelung nach dem Tode Dschinghis Khans dessen Sohn Tschagatai (gest. 1241) zugefallen. Dessen Nachfahren unterlagen im turkestanischen Westen schließlich um 1360
Timur-e lenk (Tamerlan, 1336—1405). In Ost-Turkestan, nun Moghulistan genannt, bestand die Tschagatai-Dynastie formal noch bis um 1510, doch ging die faktische Macht schon Mitte des 14. Jahrhunderts an die
Dughlat-Türken mit einem Machtzentrum um Turfan über. Dort bildete sich um die Dynastie der Hodschas (auch Sayiden genannt; ihre Mitglieder beriefen sich auf unmittelbare Abstammung vom Propheten Mohammed) ein
konkurrierendes Machtzentrum heraus. Die Hodschas waren seit Mitte des 16. Jahrhunderts in zwei Gruppen zerfallen, die sich um religiöse Bruderschaften gruppierten. Dem Ischkija-Orden entsprach die Gruppe der Akdaghlik
(»WeißerBerg-Gruppe«) mit dem politischen Zentrum um Kaschgar; dem IssakijaOrden gehörte die Karadaghlik (»Schwarzer-Berg-Gruppe«) mit Schwerpunkt um Jarkant zu. Der Akdaghlik-Führer Appak Hodscha (gest. 1693)
konzentierte schließlich die Macht auf sich — unterstützt sowohl von den tibetischen Herrschern als auch von Dsungaren, deren Herrschaftsbereich das nördliche Xinjiang umfaßte. Die Dsungaren waren ursprünglich ein
Verband von vier mongolischen Stämmen, die den linken Flügel (jegün jar) des mongolischen Heeres bildeten — den Dürbeten, Torguten, Oiraten (Dsungaren) und Chosuten. Um 1630 bildeten sie in der nördlichen Hälfte des
heutigen Xinjiang einen eigenen Staat; die Torguten waren 1616 an die untere Wolga abgewandert. Von ihnen kehrte 1771 ein größerer Teil zurück; die an der Wolga Verbliebenen sind die Kalmüken der Gegenwart (der Name
bedeutet sinngemäß »Dortgebliebene«). Der dsungarische Khan Galdan (1671 —1697) half Appak Hodscha bei der Festigung seiner Macht in und um Kaschgar, wahrte sich selbst aber einen gewissen Einfluß auf den neuen
Territorial-herrscher. Nach seinem Tode besetzten die Dsunganen auch Jarkant, die nach dynastischen Wirren schließlich Ostturkestan unter sich verteilten. Unterdessen wuchs in Kaschgar, Jarkant und bald darauf auch in
Khotan eine Unabhängigkeitsbewegung gegen die Dsungaren an, deren Führungsschicht ihrerseits nach 1749 in Thronwirren unterging. In diese mischten sich nun auch die wieder expansiven chinesischen Kaiser der seit 1644
bestehenden Qing-Dynastie ein. In einem ersten Feldzug (1696/97) gelang die Unterwerfung nicht vollständig; eine zweite Kampagne (1754 — 1757) brachte die Dsungaren unter chinesische Herrschaft. Die Machtstruktur wurde
aufgelöst, das Volk dezimiert, sein Name verboten und durch »Oloten« ersetzt. |