Portugal
gibt Macao zurück
P ortugal hat seine Kolonie Macao nach 442 Jahren an China zurückgegeben. Der scheidende Gouverneur Vasco Rocha Vieira übergab am Sonntag die Flagge und verließ seine Amtsräume. Offiziell ging Macao bei einer Zeremonie um Punkt Mitternacht (Ortszeit) an China zurück, das seine Flagge hisste. Macau war 442 Jahre lang Teil des portugiesischen Kolonialreichs. Portugals Präsident Jorge Sampaio erklärte, Politiker seiner Generation hätten sich erfolgreich darum bemüht, die Überbleibsel eines Kolonialreichs zu beseitigen, das sie ererbt, aber nicht gewollt hätten. Dennoch erfülle ihn der Rückblick auf die Leistungen der portugiesischen Seefahrer, die im 15. Jahrhundert die Welt bereisten und große Teile davon für ihre Könige in Besitz nahmen, mit Stolz. Zweieinhalb Jahre nach der Übergabe der einstigen britischen Kronkolonie Hongkong an die Volksrepublik kann Peking nun die Herrschaft über einen weiteren Teil Chinas ausüben. Ungeklärt bleibt aber die Zukunft Taiwans, das von der Volksrepublik als abtrünnige Provinz betrachtet wird.
Macau soll 50 Jahre den Status einer Sonderverwaltungsregion mit größeren wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Freiheiten als der Rest des Landes haben. Die an der Mündung des Perlflusses liegende, rund 65 Kilometer von Hongkong entfernte Stadt ist seit 1557 portugiesische Kolonie. Damals überließen die über Südchina herrschenden Mandarine der Ming-Dynastie das von China Aomen genannte Territorium den Portugiesen für eine Handelsniederlassung. 1987 vereinbarten die Portugiesen mit Peking die Rückgabe des Gebiets zum Dezember 1999. Von den 450 000 Einwohnern sind 95 Prozent Chinesen, den Rest bilden Nachfahren portugiesischer Einwanderer. FOCUS 99-12-20 |