RadionachrichtenTschernomyrdin sieht neue Elemente für Kosovo-Lösung (9.5.99 - 23:44) Der russische Kosovo-Beauftragte Tschernomyrdin sieht nach seinen Gesprächen mit Bundeskanzler Schröder in Bonn neue ernsthafte Elemente für eine politische Lösung des Kosovo-Konflikts. Das berichtet die Nachrichten-Agentur Interfax. Tschernomyrdin hatte in Bonn darauf hingewiesen, daß der Beschuß der chinesischen Botschaft in Belgrad durch die NATO eine Friedensregelung für das Kosovo schwieriger mache. Er betonte jedoch, die Bemühungen dazu dürften nicht von Zufällen abhängig sein. Unterdessen wurde im US-Außenministerium die Auffassung vertreten, daß China trotz der Bombardierung seiner Botschaft in Belgrad kein Veto gegen eine angestrebte Kosovo-Resolution im Weltsicherheitsrat einlegen wird. In China gab es auch gestern Proteste gegen den irrtümlichen NATO-Angriff auf die Vertretung des Landes in Jugoslawien. USA glauben nicht an chinesisches Veto gegen Kosovoplan (9.5.99 - 20:58) Die USA glauben nicht, daß China aus Protest gegen die Bombardierung seiner Botschaft in Belgrad im Weltsicherheitsrat ein Veto gegen eine angestrebte Kosovo-Lösung einlegen wird. Diese Auffassung vertrat der Staatssekretär im US-Außenministerium Pickering. Der chinesische Botschafter in den Vereinigten Staaten erklärte, das weitere Verhalten seines Landes hänge von den Ergebnissen einer Untersuchung und dem Verhalten der NATO ab. US-Außenministerin Albright habe sich inzwischen in Peking schriftlich für den irrtümlichen Angriff auf die Botschaft entschuldigt, hieß es. In China haben mehrere hunderttausend Menschen gegen den irrtümlichen NATO-Angriff auf die chinesische Vertretung in Belgrad demonstriert. Die amerikanische und auch die britische Botschaft in der Hauptstadt Peking wurden mit Brandsätzen und Steinen attackiert. In der südchinesischen Stadt Kanton brachen einem Fernseh-Bericht aus Hongkong zufolge Demonstranten in das deutsche General-Konsulat ein. In dem Gebäude hielten sich keine Diplomaten auf. Raketeneinschuß war Geheimdienstfehler (9.5.99 - 19:46) Ein Fehler des US-Geheimdienstes CIA hat zu dem Beschuß der chinesischen Botschaft in Belgrad durch Nato-Raketen geführt. Das teilten US-Verteidigungsminister Cohen und CIA-Direktor Tenet in Washington mit. Die Auswahl des Zieles habe auf fehlerhaften Informationen der CIA beruht. Nach Einschätzung des russischen Jugoslawien-Beauftragten Tschernomyrdin hat sich der Beschuß der Botschaft in Belgrad negativ auf eine Friedensregelung für den Kosovo-Konflikt ausgewirkt. Aus diesem Grund habe er seine neueste Vermittlungsreise, die ihn ursprünglich auch nach Belgrad führen sollte, nicht mehr fortgesetzt, erklärte Tschernomyrdin bei seiner Rückkehr in Moskau. In China halten die Proteste gegen die Nato und die USA wegen des irrtümlichen Beschusses der chinesischen Botschaft in Belgrad an. Nachdem heute Brandsätze auf die US-Botschaft in Peking geworfen wurden, ordneten die USA die vorübergehende Schließung ihrer Vertretungen in China an. In der südchinesischen Stadt Kanton haben Demonstranten das deutsche General-Konsulat aufgebrochen, ohne daß die Polizei eingriff. USA schließen Botschaften in Peking (9.5.99 - 15:42) Die USA haben ihre Botschaft in Peking sowie die Konsulate in vier weiteren chinesischen Städten vorübergehend geschlossen. Das Außenministerium in Washington wies alle Botschafts-Angestellten an, zuhause zu bleiben, bis sich die Lage stabilisiert habe. Seit gestern protestieren in China Tausende gegen die Nato und die USA wegen des irrtümlichen Beschusses der Pekinger Botschaft in Belgrad. Heute wurde in Peking das amerikanische Botschaftsgebäude mit Molotow-Coctails beworfen. Vor der deutschen Botschaft in der chinesischen Hauptstadt protestierten mehrere hundert Menschen. Hier kam es nicht zu Ausschreitungen. In Belgrad traf unterdessen eine chinesische Regierungs-Delegation ein. Sie will die Einzelheiten des Nato-Raketen-Angriffs auf die Pekinger Vertretung untersuchen. Proteste in China halten an (9.5.99 - 14:39) In China halten die Proteste gegen die Nato und die USA wegen des irrtümlichen Beschusses der Pekinger Botschaft in Belgrad an. Vor der deutschen Botschaft in Peking demonstrierten heute friedlich mehrere hundert Menschen. Botschafter Ueberschaer habe mit einem der Demonstranten in der deutschen Botschaft gesprochen, verlautete in Peking. Danach habe sich die Kundgebung aufgelöst. Die US-Botschaft in Peking beklagte sich über mangelnden Schutz durch die chinesische Polizei. Auch heute wurden wieder Autos von US-Botschaftsangehörigen zerstört und Fensterscheiben eingeworfen. Chinas Vizepräsident Hu Jitau sagte im Fernsehen, man werde die Diplomaten schützen, unterstütze aber alle legalen Proteste gegen den von den USA geführten Nato-Angriff auf die chinesische Botschaft in Belgrad. In der jugoslawischen Hauptstadt traf unterdessen eine chinesische Regierungsdelegation ein. Sie will die Einzelheiten des Raketenangriffs auf die Pekinger Vertretung untersuchen. Chinesische Delegation in Belgrad (9.5.99 - 11:55) In der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad ist am Vormittag eine chinesische Regierungsdelegation eingetroffen. Sie will die Einzelheiten des gestrigen Raketenangriffs der NATO auf die chinesische Botschaft untersuchen. Mehrere Raketen hatten das Gebäude zerstört und vier Menschen getötet. Nach NATO-Darstellung war die Botschaft durch fehlerhafte Informationen des US-Geheimdienstes mit dem in der Nähe gelegenen Beschaffungsamt der jugoslawischen Streitkräfte verwechselt und in der Nacht angegriffen worden. Der Zwischenfall war auch heute Anlaß für Massenproteste in China vor westlichen Botschaften und Konsulaten. Die NATO hat die irrtümliche Bombardierung bedauert, ihre Luftangriffe aber unvermindert fortgesetzt. Ziele waren Sendeanlagen des serbischen Fernsehens, Fabriken, Öllager, Kasernen, Flugplätze und Brücken. Weiter Proteste in China (9.5.99 - 8:43) In China gehen die Demonstrationen gegen die NATO und die USA weiter. Mit Unterstützung des Staats- und Partei-Apparates versammelten sich mehr als 10.000 Menschen vor den Botschaften der USA und Großbritanniens in Peking. Die Gebäude wurden mit Steinen und Flaschen beworfen. Fensterscheiben gingen zu Bruch. Eine amerikanische Journalistin wurde tätlich angegriffen. Organisiert wurden die Proteste unter anderem von den studentischen Massen-Organisationen. Anlaß der Demonstrationen ist die Beschießung der chinesischen Botschaft in Belgrad durch die NATO. Präsident Clinton sprach von einem "tragischen Fehler". Die USA entschuldigten sich offiziell bei der Volksrepublik China. Proteste in China halten an (9.5.99 - 5:27) In China halten die Proteste gegen die NATO und die Vereinigten Staaten an. Tausende von Demonstranten zogen heute früh durch das Pekinger Diplomatenviertel. Die Stimmung war erneut aggressiv. Gestern waren bei einer Kundgebung vor der US-Vertretung Fensterscheiben zertrümmert und Botschafts-Fahrzeuge beschädigt worden. In der Stadt Tschengdu steckte eine wütende Menge das amerikanische Generalkonsulat in Brand. Auslöser der Proteste war die Beschießung der chinesischen Botschaft in Belgrad durch die NATO. Präsident Clinton sprach von einem "tragischen Fehler". Die USA entschuldigten sich offiziell bei der Volksrepublik China. Protestwelle in China (8.5.99 - 21:26) Der irrtümliche Beschuß der Pekinger Vertretung in Belgrad durch Nato-Raketen hat in China eine Welle der Empürung ausgelöst. Zehntausende demonstrierten in Peking, Shanghei, Tschengdu und Kanton. Die von den Behörden gebilligten Proteste wurden teilweise gewalttätig. So stürmte eine wütende Menge das US-Konsulat in der südwest-chinesischen Stadt Tschengdu und setzte es in Brand. Die Regierung in Peking wies unterdessen die Erklärungen der Nato als Spitzfindigkeiten zurück. Drei Raketen hätten das Gebäude aus drei verschiedenen Richtungen kommend getroffen. Dies bescheinige die böswilligen Absichten der Agressoren, heißt es in einem Leitartikel des KP-Organs "Volkszeitung". US-Präsident Clinton rief nach dem Beschuß der Botschaft zu verstärkten Anstrengungen auf, um Jugoslawien zum Einlenken zu bewegen. Er habe Peking sein tief empfundenes Beileid übermittelt, sagte Clinton. Die Nato müsse jedoch ihren festen Kurs fortsetzen. Nach jugoslawischen Angaben forderten die Raketen-Einschläge vier Tote, unter ihnen drei chinesische Journalisten. In Belgrad wurde am Abend erneut Fliegeralarm gegeben. Wütende Proteste in China gegen Nato (8.5.99 - 21:06) In China haben mehrere tausend Demonstranten in verschiedenen Städten gegen den Beschuß der chinesischen Botschaft in Belgrad durch die Nato protestiert. In der südwest-chinesischen Stadt Tschengdu stürmte nach Berichten von Augenzeugen eine wütende Menge das US-Konsulat und setzte es in Brand. Die Demonstranten hätten danach die Feuerwehr daran gehindert, sich dem Gebäude zu nähern. In Peking wurden amerikanische Botschafts-Fahrzeuge beschädigt und Scheiben der US-Vertretung eingeworfen. Ein ARD-Kamerateam wurde mehr als eine Stunde lang von einer aufgebrachten Menge festgehalten, ohne daß die chinesische Polizei eingriff. Gruppen von Randalierern zogen durch das Pekinger Botschafts-Viertel, um nach eigenen Aussagen Ausländer zu verprügeln. Die Regierung in Peking verurteilte in einer offiziellen Protestnote die Zerstörung der chinesischen Botschaft durch Nato-Raketen als barbarischen Akt, der die Charta der Vereinten Nationen verletze. Nach jugoslawischen Angaben forderte der Beschuß vier Tote, unter ihnen drei chinesische Journalisten. Die Nato sprach von einem Irrtum und einem tragischen Fehler. Eigentliches Ziel der Raketen sei das jugoslawische Rüstungs-Beschaffungsamt in der Nähe der Pekinger Vertretung gewesen. China protestiert gegen Nato-Beschuß (8.5.99 - 18:47) Nach dem Nato-Beschuß der chinesischen Botschaft in Belgrad haben mehrere tausend Demonstranten in Peking das amerikanische Botschaftsgelände belagert. Sie beschädigten Botschaftsfahrzeuge, verbrannten eine US-Flagge und warfen Scheiben ein. In einer offiziellen Protest-Note verurteilt China die Zerstörung der Belgrader Botschaft durch Nato-Raketen als barbarischen Akt, der die UNO-Charta verletze. Nach jugoslawischen Angaben hat der Angriff vier Todesopfer gefordert, unter ihnen drei chinesische Journalisten. Die Nato bedauerte den irrtümlichen Beschuß und sprach von einem tragischen Fehler. Eigentliches Ziel der Raketen sei das jugoslawische Rüstungs-Beschaffungsamt in der Nähe gewesen. Die Luftangriffe auf Ziele in Jugoslawien sollen aber unvermindert fortgesetzt werden. Pekinger Proteste nach Bomben auf Botschaft (8.5.99 - 14:47) In Peking haben mehrere tausend Menschen gegen den irrtümlichen Nato-Angriff auf die chinesische Botschaft in Belgrad demonstriert. Sie belagerten das Gelände der amerikanischen Botschaft und bewarfen sie mit Pflastersteinen, Flaschen und Eiern. Fenster und Lampen gingen zu Bruch. Die chinesische Polizei griff nach Agenturberichten nicht ein. Dem amerikanischen Botschafter in Peking wurde ein scharfes Protestschreiben der chinesischen Regierung überreicht. Die Verantwortung für den barbarischen Akt trage die Nato, hieß es, China behalte sich weitere Schritte vor. Die irrtümliche Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad hat nach jüngsten jugoslawischen Angaben vier Menschen das Leben gekostet, fünf wurden verletzt. In Bonn sprach der Staatssekretär im Verteidigungsministerium Wichert von bedauerlichen Folgeschäden der Nato-Angriffe auf militärische Ziele. Tschernomyrdin: Rückschlag für Frieden (8.5.99 - 13:48) Die Bemühungen um eine Friedenslösung im Kosovo-Konflikt haben nach Ansicht des russischen Jugoslawien-Beauftragten Tschernomyrdin einen Rückschlag erlitten. Bei seinem Eintreffen auf dem Köln/Bonner Flughafen bezeichnete Tschernomyrdin die Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad als barbarisch. Tschernomyrdin trifft sich in Bonn mit dem Kosovo-Beauftragten der UNO, Carl Bildt. Außerdem will er mit Bundeskanzler Schröder sprechen. Der russische Gesandte ließ offen, ob er wie ursprünglich geplant nach Belgrad weiterreisen wird. Die Situation habe sich in der vergangenen Nacht völlig verändert, sagte er. Klar ist allerdings, daß Rußland weiterhin die Ergebnisse des G-8-Außenminister-Treffens vom Donnerstag mitträgt. Außenminister Iwanow machte das in einem Telefongespräch mit seinem britischen Kollegen Cook deutlich. China hat bei den USA scharf gegen die Zerstörung des Botschafts-Gebäudes protestiert. Die NATO äußerte ihr Bedauern und versicherte, die Botschaft sei nicht absichtlich angegriffen worden. NATO bedauert Botschafts-Beschuß (8.5.99 - 12:49) Die NATO hat versichert, das Gebäude der chinesischen Botschaft in Belgrad nicht absichtlich beschossen zu haben. Ein Sprecher des Bündnisses erklärte, daß der Angriff dem jugoslawischen Rüstungs-Beschaffungsamt gegolten habe. Es liegt in unmittelbarer Nähe der diplomatischen Vertretung Chinas. Das Bündnis bemüht sich jetzt, den Schaden im Verhältnis zwischen China und dem Westen zu begrenzen. Vertreter mehrerer Mitgliedsländer nahmen Kontakt mit Peking auf, um der chinesischen Regierung ihr Bedauern zu übermitteln. Bei dem Angriff sollen drei Menschen ums Leben gekommen sein. Der amerikanische Botschafter in Peking wurde in das Außenministerium einbestellt. Vor dem Gebäude der diplomatischen Vertretung der USA versammelten sich Hunderte von Demonstranten. Unterdessen setzte der russische Jugoslawien-Beauftragte Tschernomyrdin seine Vermittlungs-Bemühungen im Kosovo-Konflikt fort. Er flog am Vormittag zu neuen Gesprächen nach Bonn ab. Anschließend will er nach Belgrad weiterreisen. NATO zerstört chinesische Botschaft (8.5.99 - 8:53) Die chinesische Botschaft in Belgrad ist während der Nacht von drei NATO-Raketen zerstört worden. In Peking wurde mitgeteilt, zwei Menschen seien ums Leben gekommen, vier werden noch vermißt. Die chinesische Regierung sprach von einem "barbarischen Akt". Auf Antrag Chinas kam in New York der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. UNO-Generalsekretär Kofi Annan äußerte sich "schockiert". Die NATO nahm offiziell zunächst nicht Stellung. Der amerikanische Botschafter bei der UNO, Burleigh, sagte, falls es sich tatsächlich um eine NATO-Bombe gehandelt habe, "bedauern wir dies zutiefst und entschuldigen uns dafür". Die NATO ziele niemals auf Zivilisten und auch nicht auf eine Botschaft. Die Zerstörung der Botschaft könnte nach Ansicht politischer Beobachter eine Friedenslösung für das Kosovo erschweren. Unser Korrespondent meldet aus Peking, China werde der NATO bei einer Friedenslösung jetzt nur noch eine geringe oder gar keine Rolle mehr zugestehen. Der russische Außenminister Iwanow sagte nach der Bombardierung der Botschaft seine für heute geplante Reise nach Großbritannien ab. |