Pakistan befürchtet indischen Angriff auf Atomanlagen
Islamabad (APA) - Aus Angst vor einem Angriff auf seine Atomanlagen ist in Pakistan in der Nacht zum Donnerstag Alarmbereitschaft ausgelöst worden. Einer offiziellen Erklärung zufolge befürchtete die Regierung noch vor Tagesanbruch einen Angriff mit F-16-Kampfflugzeugen von Indien aus. Auch lange nach Tagesanbruch lagen in der Region keine Berichte über etwaige Angriffe vor. Ein indischer Regierungssprecher versicherte am Vormittag, sein Land habe keine aggressiven Absichten. Die Spannungen zwischen den beiden Ländern haben seit den indischen Atomtests Mitte Mai zugenommen.
Der indische Botschafter sei um 01.00 Uhr früh (Ortszeit) ins Außenministerium bestellt worden, hieß es in Islamabad. Ihm wurde mitgeteilt, eine solche Attacke wäre ein Verstoß gegen ein pakistanisch-indisches Abkommen, das Angriffe auf Atomanlagen verbietet. Pakistan informierte auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan und bat ihn, Indien zur Zurückhaltung zu raten. Die USA und die übrigen Ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrats seien ebenfalls unterrichtet worden, hieß es in der Erklärung. Beobachter verwiesen darauf, daß Indien keine Flugzeuge vom amerikanischen Typ F-16 besitze. Regierungsbeamte wollten nicht sagen, wie solche Kampfjets nach Indien gekommen sein sollten. Zuvor war aus militärischen Kreisen verlautet, pakistanische Ghauri-Mittelstreckenraketen würden in Gefechtsbereitschaft versetzt werden. Die Ghauri-Rakete mit 1.500 Kilometern Reichweite war erst am 6. April getestet worden. Sie kann alle größeren indischen Städte erreichen. Der Test hatte große Besorgnis in Indien ausgelöst.
Freitag, 29. Mai 1998, 09:15 Uhr