Schwere Unruhen in China
Zehn Tote bei Unabhängigkeitsdemonstration der Uiguren im Nordwesten


DW Peking - Bei schweren Unruhen in der nordwestchinesischen autonomen Region Xinjiang sind mehr als zehn Menschen ums Leben gekommen. Wie die Hongkonger Tageszeitung "Ming Pao" gestern berichtete, gab es außerdem mehr als 100 Verletzte. Moslemische Uiguren seien mit Messern auf Han-Chinesen losgegangen. Die Todesopfer seien ausnahmslos Han-Chinesen. Zu den Ausschreitungen sei es gekommen, als mehr als 1000 zumeist junge Uiguren am vergangenen Mittwoch in Yining im Nordwesten der Region für Unabhängigkeit demonstriert hätten. Die Unruhen gehörten zu den schwersten in Xinjiang seit 1949, schrieb die "Ming Pao". Örtliche Behörden verweigerten jede Auskunft. Informierte Kreise bestätigten die Ausschreitungen jedoch und berichteten, Auslöser sei die Verhaftung eines Uiguren durch die Polizei gewesen.

Die Region Xinjiang wird vor allem von turksprachigen Moslems bewohnt. Die sunnitisch-islamischen Uiguren sind mit rund acht Millionen die größte der 13 ethnischen Minoritäten. Han-Chinesen stellen dort rund 40 Prozent der 16,6 Millionen Einwohner.

Die chinesischen Behörden kämpfen seit langem gegen Unabhängigkeitsbestrebungen in Xinjiang. Unterstützt von moslemischen Separatisten, die im benachbarten Kasachstan leben, suchen einige Radikale, die frühere Ostturkestanische Republik wiedererstehen zu lassen. Die chinesischen Kommunisten besiegten 1955 die von der Sowjetunion unterstützten uigurischen Separatisten und gründeten die Autonome Region Xinjiang.

Copyright: DIE WELT, 11.2.1997