GIBT ES EINEN ÜBERLEBENSAUSWEG FÜR
MICH ?
Güljamal Imam Hasan
Das
gegenwärtige Schicksal des
Uighurischen und des tibetischen
Volkes, die unter chinesischer
Kolonisierung leben und als
„Minderheiten“ bezeichnet werden,
ist das traurigste und gefährlichste
in ihrer gesamten Geschichte.
Unter der Expansionspolitik der
chinesischen Kommunisten bereichern
sich einige Angehörige des
chinesischen Volkes in Europa als
angebliche „politische Flüchtlinge“.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen,
haben die meisten von ihnen
ökonomisch gesehen materiell einen
guten Stand erreicht. Einige von
ihnen sind jetzt gar überdrüssig in
Deutschland zu sein, und wenden sich
an die chinesischen Konsulate, um
Erlaubnis zur Rückreise in ihr Land
zu erbitten, werden jedoch von den
Konsulatsmitarbeitern gefragt, „Hast
du genug Geld gespart? Du bist noch
nicht lange hier gewesen – wie viele
von deinen Angehörigen hast du
nachgeholt? Wie viele neue
Arbeitsplätze hast du im Staat
gegründet. Du solltest hier bleiben,
bis dich die deutsche Regierung
zwingt, zurück zu reisen. Die
chinesische Regierung hat dir nicht
für nichts eine Reiseerlaubnis für
das Ausland erteilt. Wir müssen mit
allen Mitteln die Zahl unserer
Leute, die sich im Ausland
niederlassen, steigern.“ So „klagte“
ein Chinese mir gegenüber in dem
Heim, in dem wir gemeinsam
untergebracht waren.
Im Gegensatz werden die Ländereien
der Uighuren von der kommunistischen
chinesischen Regierung geplündert
und annektiert. Und wenn wir
Uighuren unsere Rechte als Menschen
einfordern, waren und sind wir
Grausamkeiten, Folter, schweren
Gefängnisstrafen und Hinrichtungen
ausgesetzt. Durch die Gnade Allahs
haben einige Glückliche wie ich die
Möglichkeit erlangt, ins Ausland zu
reisen und haben vom Recht des
politischen Asyls Gebrauch gemacht.
Wie hoch mag die Zahl der Uighuren
sein, die nicht nur in Deutschland,
sondern in den westlichen
demokratischen Ländern insgesamt um
politisches Asyl gebeten haben? In
Europa ist die Zahl der Uighuren,
die es unter den vielen politischen
Flüchtlingen aus so vielen Völkern
gibt, so gering, dass man sie kaum
benennen kann. Dieser Umstand jedoch
belegt einmal mehr, wie tragisch und
schrecklich die Lage der Uighuren in
unserem Land unter der Knechtschaft
der chinesischen Aggressoren ist.
Ich kam mit einem unbeschreiblichen
Vertrauen in die Menschenrechte, die
Demokratie, Gleichheit, Freiheit und
Sicherheit nach Deutschland und habe
um politisches Asyl gebeten. Diesem
freien Land habe ich meine eigene
Tragödie, den Wunsch meines Landes
nach Unabhängigkeit, den Wunsch
meines Volkes nach Freiheit und
unsere Klagen nach der Bereinigung
unserer Ländereien kundgetan. Können
Sie mir ein anderes Volk nennen,
das, obwohl es fruchtbare Ländereien
um ein Vielfaches der Fläche
Deutschlands besitzt, und darin
unvergleichliche Reichtümer, auf der
Flucht in vielen Regionen der Welt
ein erbärmliches Leben führen muß?
Es ist scheinbar eine sehr
schwierige Sache, Menschen die die
Heimatlosigkeit nicht kennen, die
Heimatlosigkeit zu beschreiben.
Die deutsche Regierung hat mein
Antrag auf politisches Asyl
abgelehnt und drängt nun darauf, daß
ich beim chinesischen Konsulat die
Prozeduren für eine Rückkehr nach
China beginne. Wer würde nicht in
seiner eigenen Heimat leben wollen,
in seiner Heimat seine Muttersprache
sprechen wollen, wer würde schon
seine Religion und seine Kultur
aufgeben wollen? Wir haben da ein
Sprichwort: „Lieber ein Diener im
eigenen Land als ein Sultan in der
Fremde.“
Die chinesische Regierung wiederum
ist ungeduldig, die Prozeduren für
unsere Rückkehr einzuleiten. Denn
die chinesische Regierung, die der
Welt bisher ein trügerisches Gesicht
zeigt, möchte nicht entmaskiert
werden. Aber, können Sie sich
vorstellen, was für ein Schicksal
uns dort in China erwartet? Wer
etwas nicht durchgemacht hat, dem
ist schwer zu vermitteln, was es
damit auf sich hat.
Wahrscheinlich sind wir Uighuren es,
die heute in dieser Welt den größten
Preis für Freiheit und
Unabhängigkeit zahlen müssen.
Dennoch haben wir nicht einen
Bruchteil der Rechte erlangt, die
andere Völker haben.
Die chinesische Regierung plündert
unsere Ländereien nach Gutdünken und
schafft dort Raum für das
chinesische Volk. Als ob ein Gott
ihnen diese kostbaren Landstriche
übereignet hätte, setzen die
Chinesen ihre Grausamkeiten ohne
Rücksicht auf die Weltöffentlichkeit
fort. Es wird eine zügige
Assimilation betrieben, indem
verhindert wird, daß die Stimme der
Uighuren im Ausland gehört wird. Ich
frage mich, „Hat die Welt das große
Volk der Uighuren, das in diesen
kostbaren Gebieten unvergängliche
menschliche und kulturelle
Errungenschaften als ein Erbe für
die Menschheit hinterlassen hat,
etwa vergessen?“
Ich lebe im demokratischen
Deutschland ein Leben in Furcht. Ich
lebe tagein, tagaus mit der Furcht,
daß Polizisten kommen und mich in
Handschellen abführen, um mich der
chinesischen Regierung zu übergeben.
Ich frage die freien Menschen dieser
Welt, „Was, in meiner Lage, würden
Sie tun?“
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