Uigurische Frauenrechtlerin aus
chinesischer Haft entlassen
Amnesty International: "Freilassung
bedeutet keine Verbesserung der
Gesetzeslage" - Haltungsänderung der
USA in der
UN-Menschenrechtskonvention
befürchtet
Rebiya
Kadeer posiert mit der
US-amerikanischen Flagge bei ihrer
Freilassung
Peking - Die
Menschenrechtsorganisation amnesty
international hat China vorgeworfen,
mit politischen Gefangenen eine
"Geiselpolitik" zu verfolgen. Einen
Tag nach der Freilassung und
Ausreise der prominenten uigurischen
Frauenrechtlerin Rebiya Kadeer sah
die Organisation am Freitag einen
Zusammenhang zu dem Besuch der
US-Außenministerin Condoleezza Rice
am Sonntag in Peking und der Absicht
der USA, in der
UNO-Menschenrechtskommission in Genf
erstmals seit langem keine
Verurteilung Chinas anzustreben.
Auch die "Gesellschaft für bedrohte
Völker" kritisierte Chinas Vorgehen
in einer Aussendung: "Wieder einmal
versucht China, mit einer
spektakulären Gefangenenfreilassung
eine Verurteilung in Genf wegen der
katastrophalen Menschenrechtslage in
der Volksrepublik zu verhindern."
Freilassung
kein Beweis für Veränderungen
Amnesty zeigte sich "äußerst
besorgt", dass die Freilassung als
Beweis für Verbesserungen der
Menschenrechtslage in China benutzt
werden könnte. Die uigurische
Geschäftsfrau hätte gar nicht erst
inhaftiert werden dürfen, hieß es in
einer Mitteilung. Ihre Freilassung
ändere nichts an den Gesetzen, mit
denen in China jene inhaftiert
würden, die friedlich vom Recht auf
freie Meinungsäußerung oder auf
Versammlungsfreiheit Gebrauch
machten. Die eineinhalb Jahre vor
Ablauf ihrer Haftzeit entlassene
58-jährige Geschäftsfrau dankte der
US-Regierung für ihre Bemühungen.
In einem Interview mit "Radio Free
Asia" sagte die schwer Herzkranke
nach der Ankunft in Chicago: "Von
jetzt an bin ich frei. Ich kann mit
jedem reden, mit dem ich will. Ich
kann jeden sehen, den ich will." Die
Uigurin sagte, sie wolle sich jetzt
für ihr verfolgtes Volk in der
Region Xinjiang in Nordwestchina
einsetzen. Die ehemals angesehene
und erfolgreiche Geschäftsfrau war
2000 verurteilt worden, weil sie
geheime Informationen ans Ausland
gegeben haben soll. Es handelte sich
um Zeitungsartikel über Aktivitäten
der Unabhängigkeitsbewegung in
Xinjiang, die sie ihrem Mann in die
USA geschickt hatte, dem
Verbindungen zu Separatisten
vorgeworfen worden waren. Wegen
"Verrats von Staatsgeheimnissen"
wurde sie im März 2000 zu acht
Jahren Gefängnis verurteilt. Die
Strafe war um zwei Jahre gekürzt
worden.
Kadeer hatte in den 80er-Jahren als
Wäscherin begonnen. Innerhalb von
wenigen Jahren wurde sie als
Unternehmerin zur Millionärin. Als
Parlamentarierin setzte sich für die
berufliche Ausbildung muslimischer
Frauen in Ostturkestan, der
chinesischen Autonomen Region
Xinjiang, ein. Nachdem ihr Mann 1996
in die USA geflohen war, wurde sie
von den chinesischen Behörden
aufgefordert, sich scheiden zu
lassen. Als sie sich weigerte,
verlor sie ihr Parlamentsmandat und
wurde unter dem Vorwand des
Geheimnisverrats verhaftet.
(APA/red)
(APA/dpa)
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