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Ein Uigure kämpft gegen das Unrecht
Abduljelil Karkasch berichtet auf
Internet-Seiten über die
Unterdrückung seines Volkes durch
China
Abduljelil
Karkasch sitzt in seinem kleinen
Nürnberger Büro über einem Berg an
offiziellen Dokumenten, dicken
Geschichtsbüchern, detaillierten
Menschenrechtsberichten und bunten
Infobroschüren. Er weiß stundenlang
von Unterdrückung, Folter und Mord
zu berichten. Dennoch scheint ihm
nichts sein freundliches Lächeln
nehmen zu können, wenn er seinen
Gästen wiederholt etwas zu trinken
anbietet. Wie ein Verbrecher oder
gar Terrorist wirkt der kleine
Uigure gottlob nicht.
Dennoch macht sich jeder, der
Karkaschs Internetseite besucht,
unter anderem des Landesverrats,
Separatismus und
verfassungsfeindlicher Umtriebe
schuldig. Langjährige Haftstrafen
unter menschenunwürdigen Bedingungen
oder die Hinrichtung durch ein
Erschießungskommando drohen.
Vorausgesetzt, man wählt die
Internetseite von China aus an.
Die Volksrepublik hat den Zugang auf
seine Webseite mittlerweile
gesperrt. „Um verhaftet zu werden,
reicht es aber schon aus, dass man
versucht hat, auf die Seite zu
gelangen“, erklärt der 39-Jährige
bekümmert und schüttelt den Kopf.
Für den Rest der Welt ist
www.uygur.com die einzige
unabhängige und zuverlässige
Nachrichtenquelle, der es gelingt an
der chinesischen Regierung vorbei
über die Menschenrechtslage in
Ost-Turkestan in sechs Sprachen zu
berichten. Das von Karkasch 1996
gegründete Eastern Turkestan
Information Center (ETIC,
Ost-Turkestan Informationszentrum)
hat es sich zur Aufgabe gemacht, das
Leid und die Unterdrückung des
uigurischen Volkes zu dokumentieren.
„Denn“, so Karkasch, „im Vergleich
zu Tschetschenen oder auch Tibetern
findet das Schicksal der Uiguren in
den Medien leider kaum Beachtung.“
Den Grund hierfür sieht er dabei
nicht so sehr im mangelnden
Interesse der Außenwelt, sondern in
der „rigorosen Zensur- und
Abschottungspolitik des
kommunistischen Regimes.“ Diese
Informationssperren, denen auch
akkreditierte ausländische
Korrespondenten unterliegen, umgeht
der Uigure mit einem mühsam
aufgebauten Informantennetz direkt
in der Region. Den unter
Lebensgefahr verdeckt arbeitenden
Aktivisten gelang es etwa, Berichte
über chinesische Haftbedingungen,
politische Prozesse und Folter vor
Ort zu recherchieren.
Die so gewonnenen aktuellen
Meldungen werden anschließend über
das eigene Nachrichtennetz WUNN (Worldwide
Uighur News Net) veröffentlicht.
Auch amnesty international oder die
BBC haben bereits auf ETIC als
verlässliche Quelle zurückgegriffen.
Hilfreich sind dabei die über 40
ETIC-Zweigstellen in 18 Ländern.
Publizistische Erfahrungen konnte
der gelernte
Literaturwissenschaftler Karkasch
bereits in Shanghai sammeln. Dort
war er bis zu seiner Ausreise 1986
an der Herausgabe einer politischen
Untergrundzeitschrift beteiligt.
1987 wurde ihm in Deutschland
politisches Asyl gewährt. Der Kampf
um eine Ausreisegenehmigung für
seine Frau und zwei Kinder jedoch
„dauerte sieben Jahre und kostete
Unsummen an Bestechungsgeldern“.
Seit es der chinesischen Regierung
durch diplomatische Intervention
gelang, den zunächst in Istanbul
untergebrachten Uiguren- Server über
Nacht stilllegen zu lassen, wird die
Seite nun von Nürnberg aus
betrieben. Unzählige Virusattacken
aus China belegen, wie unbeliebt der
umtriebige Aktivist im Reich der
Mitte ist.
„Seit dem 11. September versucht die
chinesische Regierung uns sogar als
Fundamentalisten und
Al-Quaida-Terroristen darzustellen“,
fährt er fort. „Diesen lächerlichen
Vorwurf nutzen sie geschickt dazu,
um die ohnehin stark eingeschränkte
religiöse Freiheit unseres Volkes
weiter zu reduzieren.“ Dabei sei
ihre islamische Religion in den
Augen der Regierung schon seit
langem ein Dorn gewesen. „Unser
Glaube ist neben unserer uigurischen
Muttersprache und Kultur das
wichtigste Band, das uns
zusammenhält“, unterstreicht
Karkasch.
Leider sehen das die kommunistischen
Machthaber genauso. Daher werden
religiöse Unterweisungen für
Minderjährige verboten, der
Unterricht in uigurischer Sprache
immer weiter beschränkt und seit
einigen Jahren sogar uigurische
Geschichtsbücher verbrannt. Trotz
allem hofft der friedliebende
Freiheitskämpfer Karkasch, eines
Tages in ein demokratisches China
zurückkehren zu können, in dem sein
Volk wirkliche Autonomie genießt.
Bis dahin ist er entschlossen, seine
gesamte Zeit und Kraft einzusetzen,
„die Weltöffentlichkeit endlich auf
Ost-Turkestan aufmerksam zu machen“.
(Siehe auch Beitrag unten)
UFUK KIRCA
9.1.2004 0:00 MEZ
© NÜRNBERGER NACHRICHTEN
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© ETIC
09/01/2003 22:09 Published By A. Karakash |
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