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Osttürkistan

( Xinjiang )

Einzelne Gebiete

Das Lop-Gebiet

 Einen großen Teil des südlichen Xinjiang nimmt das Gebiet Bayingolin ein, dessen Hauptstadt Korla ist. Die Stadt ist Hauptort und Verwaltungszentrum des Autonomen Bezirks Bayingolin der mongolischen Nationalität, 480.000 km2 mit (1983) 800.000 Einwohnern (1949 waren es erst 146.000). Das rasche Bevölkerungswachstum (wahrscheinlich vor allem durch han-chinesische Zuwanderer — Armee und landverschickte Jugendliche sowie Sträflinge — verursacht), die Steigerung der Industrieproduktion um das Sechzigfache und der Landwirtschaft um das Fünfzehnfache seit 1949 haben nach chinesischen Quellen vier schwerwiegende Folgen gezeitigt: 1. Versandung des Bodens am mittleren und unteren Tarim und Ausdörrung der Galeriewälder (Pappeln); 2. Degeneration der Vegetation, starker Schädlingsbefall (Mäuse) und teilweiser Ausfall für die Viehzucht; 3. Versalzung des Oberflächenwassers (Bagraschkul); 4. Versalzung der Böden besonders im Yanqi-Becken um das alte Karashahr, das 85,6% der bebaubaren Fläche des Bezirks aufweist, zur Hälfte aber bereits versalzt ist.

In der Region wurde 1988 Erdöl gefunden. Etwa 50km nördlich, entweder über den klassischen, landschaftlich reizvollen, bei widrigem Wetter (Regen, Frost) kaum zu passierenden Eisentor-Paß (Tiemenguan) oder eine neue Landstraße nahe dem Ufer des Bagraschkul zu erreichen, liegt Karashahr (»Schwarze Stadt«), heute Verwaltungssitz des Autonomen Kreises Yanqi der Hui-Nationalität und der Zweiten Landwirtschaftlichen Division des PAKs. Karashahr war bis zur chinesischen Eroberung unter den Tang (668 als letztes unabhängiges Fürstentum südlich des Tianshan) Zentrum eines buddhistischen, indo-europäischen (tocharischen) Königreichs. Aus den HöhlentempeIn (Qianfodong) stammen u.a. auf Holz gemalte Buddha-Darstellungen, die im Nationalmuseum in Delhi gezeigt werden.

Der von dem Karashahr benachbarten See Bagraschkul abfließende Konqi-Darja mündete in historischer Zeit meist in den 778 m über Meereshöhe gelegenen, extrem flachen Binnensee Lop Nor unweit der Stadt Loulan, deren Ruinen Sven Hedin zur Jahreswende 1899/1900 wieder auffand und identifizierte. Loulan ist angeblich zuerst 176 v.d.Zw., in einem Brief des Xiongnu-Königs Maodun an den Han-Kaisers Han Wendi, in dessen viertem Regierungsjahr, erwähnt worden. Zhang Qian berichtete über Loulans Lage zwischen Salzsümpfen und erwähnte seine Stadtmauern, die — etwa den Himmelsrichtungen folgend — jeweils rund 330 m lang waren. Die Stadt war Garnisons- und Handelszentrum. Sie wurde wegen allmählicher Versalzung des umgebenden Ackerlandes und — nach einer Laufverlegung des Konqi, der dann unterhalb Korla in den Tarim mündete und südwärts abfloß wegen Wassermangels im Jahre 330 aufgegeben. Erhalten sind Überreste dc Mauern, eines Kornspeichers sowie einer buddhistischen Tempelanlage un Reste eines Wacht- und Signalturms in fünf Kilometer Entfernung. Gefur den wurden — schon von Hedin — Papier- und Holzfragmente mit Texter die Aufschluß über die wirtschaftlichen Verhältnisse in den 500 Jahren de Geschichte von Loulan geben. Seit 1964 ist in der Nähe von Loulan da Atomwaffen-Testgelände, so daß archäologische Forschung nur noch in län geren Intervallen stattfinden kann; die nächste ständige Siedlung (Tikanlil am Tarim, seit etwa 1960 dessen Endpunkt) ist über 200 km entfernt. — De Konqi-Fluß brach erst 1921 wieder in sein altes, zum Lop Nor führende Flußbett (Kumdarja, »Sandfluß«, oder Kurukdarja, »Trockener Fluß« durch, füllte dieses und den Lop Nor wieder auf, wurde von Hedin 1934 ii voller Länge befahren, ist aber 1954 abgeriegelt worden, so daß der Lop Noi um 1975 endgültig völlig austrocknete.


© Uygur.Org  17/07/00 19:24:34  Ötüken