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Osttürkistan

( Xinjiang )

Historische Entwicklung

Chinesische Wiedereroberung und Widerstand

1755 besiegten chinesische Truppen gemeinsam mit dsungarischen Überläufern ein dsungarisches Heer am Tekes-Fluß und eroberten kurz darauf auch Aksu, konnten aber weder Kaschgar noch die anderen Stadtoasen des Südens erreichen. Das chinesische Vordringen war so zunächst auf den Norden begrenzt, während dem in Kaschgar herrschenden Burhanuddin, der 1756 durch Verrat Kaschgar und Jarkant gewonnen hatte und mit der chinesischen Macht zusammenarbeitete, Handlungsfreiheit gewährt wurde. Während eines Feldzugs von Burhanuddin nach Turfan besetzte China indessen Kaschgar und trieb Burhanuddin so in ein Bündnis mit seinem Bruder Kütschük-Hodscha (Hodscha Khan), also in den Widerstand. Kaschgar hatte sich unter Kontrolle des Kokander Khanats (im heute sowjetischen FerganaBecken) befunden. Von dort war auch der Versuch ausgegangen, ein Bündnis der mittelasiatischen Staaten gegen das wieder expansiv gewordene China zu schaffen. Der Kokander Khan Irdan Bey konnte 1763 sogar den afghanischen (pathanischen) Heerführer Ahmad Schah Durrani zum Beitritt bewegen, doch zwangen Unruhen im eigenen Machtbereich den Afghanen, noch im gleichen Jahr zurückzukehren. Der Ansatz Irdan Beys blieb auf lange Zeit der einzige Versuch, die Region zu einem einheitlichen Handeln zusammenzuführen. Chinas Armeen unterwarfen nach dem vollständigen Sieg über die Dsungaren 1758 auch Kutscha, eroberten 1759 Aksu und Jarkand und hatten bis 1764 den letzten Widerstand in Utsch-Turfan ausgeschaltet. Die Kämpfe dieser sieben Jahre sollen eine halbe Million Turkestaner das Leben gekostet haben. Die eroberte Region wurde in die zwei Provinzen Dsungarien und Kaschgarien geteilt (was ungefähr der natürlichen geographischen Teilung des Gebiets entspricht). In den sechs Kreisen Kaschgariens (Kaschgar, Jarkand, Jenihissar, Aksu, Utsch-Turfan und Kutscha) wurde eine lokale
Selbst-regierung unterhalb der Kreis- und Stadtebene zugelassen. Die Begs, die bis zu 10.000 Familien verwalten durften, und die ihnen untergeordneten Würdenträger mußten sich jedoch der chinesischen Sprache bedienen, sich chinesisch kleiden und Tribute eintreiben. So hatte Jarkand eine Jahresmenge von 35.370 Körben (unbekannter Größe) Silber, 30 Körben Gold, 30.504 Säcken Brot sowie den Unterhalt für die chinesische Garnison zu entrichten. Ein Tribut in vergleichbarer Größe wurde auch Kaschgar auferlegt. Bis um 1815 erhob sich gegen diese Ordnung kein nennenswerter Widerstand. Danach ereigneten sich wieder spontane Zusammenstöße mit den chinesischen Garnisonen.

Seit 1758 — der Eroberung Kaschgars durch China — lebte der kaschgarisehe Würdenträger Saadat A Ii Hodscha aus der Familie des Appak Hodscha ein Sohn des Burhanuddin Hodscha — in Kokand im Exil. Er starb 1820 in Kokand. Sein
Sohn Jahangir Hodscha sammelte dort eine 3.000 Mann starke Truppe, führte sie 1825 über Gebirgspässe nach Kaschgar, konnte die von China gehaltene Festung Gülbagh (»Rosengarten«) aber erst im folgenden Jahr einnehmen. Er ließ sich zum Herrscher (Sultan) von Kaschgarien ausrufen, jedoch rückte der erst l8jährige Khan von Kokand, Mohammed Ah, ebenfalls gegen Kaschgar vor und konnte, ohne daß Jahangir Hodschas Truppen eingriffen, die Stadt auch erobern. Noch 1826 zogen sich die Kokander Truppen zurück; dem Ansturm eines chinesischen 20.000-Mann-Heeres Anfang 1827 konnten Jahangirs Truppen dann nicht mehr standhalten, so daß die von Jahangir proklamierte Unabhängigkeit insgesamt nicht länger als acht Monate bestand. Mohammed Ah mobilisierte nun Jahangirs Bruder Jussuf Hodscha; unter dessen Kommando schlugen Kokander Truppen 1830 mit angeblich 40.000 Mann die chinesischen Einheiten vernichtend, besetzten nach Kaschgar auch Jenihissar, Jarkand, Aksu und Khotan und rangen im Jahr darauf China drei Zugeständnisse über Kaschgar ab: 1. In den sechs Städten des Tarim-Beckens (Kaschgariens) zieht das Khanat Kokand die Zölle ein; 2. ein Aksakal (Amtmann), der von Kokand ernannt wird, beaufsichtigt dies in jeder Stadt und untersteht seinerseits dem Aksakal von Kaschgar (dieses Amt übte 1832 bis 1847 der Kokander Alim Pascha aus); 3. sämtliche Ausländer in Kaschgarien werden vom Khanat Kokand kontrolliert. Mit Unterbrechung in den Jahren 1847 bis 1858 — die HodschaFamilie war einem neuerlichen Vorstoß Chinas nicht gewachsen und floh mit 100.000 Untertanen nach Kokand, dessen Vermittlung die alten Verhältnisse wiederherstellte — galt dieser Vertrag bis 1864, als der Kaschgarer Aufstand unter Jakub Beg ihn hinfällig machte und Kokand, das bereits in
einen für es verderblichen Krieg mit Rußland verwickelt war, seine Rechte nicht mehr erzwingen konnte.

Die islamischen Dunganen (in der Sowjetunion wird diese Bezeichnung für die Hui gebraucht, in China umfaßte der Begriff auch Kasachen und Uiguren; hier sind offenbar die Hui das entscheidende Element) im nördlichen Teil von Xinjiang konnten sich der chinesischen Eroberung in den ersten Jahren danach nicht widersetzen, zumal sowohl Ürümqi als auch Kuldscha — und weiter im Osten Turfan und Hami — zu starken chinesischen Garnisonen ausgebaut wurden. Doch erhoben sie sich 1861 in Tarbagatai (russisch: Tschugutschak) und 1864 in Ürümqi und der gesamten Turfan-Oase. Die chinesischen Besatzungstruppen wurden nach zum Teil langdauernden verbissenen Kämpfen niedergemacht. Unter dem Einfluß radikal-islamischer Gruppen schloß sich Kaschgarien am Südhang des Tianshan an. Angehörige der Hodscha-Familie kehrten aus dem Exil in Kokand nach Kaschgar zurück, darunter Raschid ad-Din Hodscha, der 1864 als KhanHodscha zum Herrscher über ganz Ost-Turkestan ausgerufen wurde. Nurdie Aufständischen von Kaschgar entzogen sich der Anerkennung dieser neuen Herrschaft. Die Hodschas wurden jedoch bald (1867) von dem aus Kokand stammenden und dort im Widerstand gegen die russische Expansion aktiven, 1865 in Kaschgar an die Macht gekommenen General (batirbaschi) Mohammed Jakub Beg entmachtet, der die Städte Kaschgariens eroberte, die Dunganen entscheidend schlug und 1873 ganz Xinjiang beherrschte. Als siegreicher Feldherr legte er sich den Titel des »Glücklichen Herrschers« (badawlat) zu. Obwohl aus seiner Kokander Zeit als erbitterter Gegner des russischen Vordringens bekannt, unternahm er sofort den Versuch, eine OstTurkestanische Republik durch diplomatische Kontakte mit der Hohen Pforte, London (Handelsvertrag 1873) und auch Petersburg (Handelsvertrag 1872) abzusichern. Die vor allem mit der Abwehr der japanischen und europäischen Vorstöße an der Ostküste und den Folgen des Taiping-Aufstands beschäftigte Qing-Dynastie schwankte in den ersten Jahren nach Jakub Begs Unabhängigkeitssieg. Eine starke Fraktion gab Xinjiang verloren, weil es sich nicht halten lasse und es sich auch nicht lohne, das öde Land mit militärischer Gewalt zu halten zu versuchen; dagegen setzte die »Kriegspartei« das Argument, daß hinter Ostturkestans Unabhängigkeit die russische Imperialmacht stehe — die ungleich größere Gefahr für den Bestand Chinas, die nach Kasachstan und den Khanaten von Chiwa und Buchara 1876 auch das Kokander Khanat unterworfen hatte — und deswegen die Grenzverteidigung im fernen Westen unabdingbar sei. Nachdem in Peking die »Kriegspartei« unter dem Gouverneur von Gansu und Shaanxi, Zuo Zongtang, sich im ersten Jahr der Guangxu-Herrschaft (1875 — 1908) durchgesetzt hatte, begann 1876 die Rückeroberung. Zuo Zongtang schlug (als designierter Generalgouverneur) Jakub Beg — der seine Hauptstadt nach Aksu verlegt hatte — 1877 entscheidend, unterwarf ganz Xinjiang bis zum März 1878 und erreichte, daß Xinjiang (erstmals unter diesem Namen, der »Neue Grenzregion« bedeutet) als chinesische Provinz 1884 auch von London und Petersburg anerkannt wurde. Bereits nach dem ersten Gefecht bei Dawantschi (Dabancheng), bei dem Jakub Beg nur einen Bruchteil seiner Streitmacht einsetzte, ging mehr als die Hälfte seiner engeren Berater auf die chinesische Seite über. Jakub Beg war im Mai 1877 kurz nach dem Verlust von Turfan gestorben. Danach fand sich keine geschlossene Front gegen die chinesischen Armeen mehr zusammen. Von Jakub Begs etwa 60.000 Mann starker Armee sollen nur zehn Mann überlebt haben, die sich nach Fergana hatten retten können.

Erster Gouverneur von Xinjiang, das 1884 Chinas 19. Provinz geworden war, wurde Liu Jingcang. Unter seiner harten Regierung löste die chinesische Administration alle Überreste der lokalen Selbstverwaltung auf und ließ Widerstand nicht mehr aufkommen. Die Hoffnungen der Bevölkerung richteten sich vor allem nach dem Aufkommen der chinesischen Nationalpartei Guomindang nun eher auf eine auf Gleichberechtigung beruhende Autonomie im Rahmen eines erneuerten Chinas. Die programmatischen Aussagen des Republikgründers Sun Yatsen, der China als eine Art Bündnis von HanChinesen, Moslems, Tibetern und Mongolen unter Vorherrschaft der Han konzipiert hatte, gab diesem Denken ausreichende Nahrung.


© Uygur.Org  16/07/00 04:03:20  Ötüken