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Xinjiang wird durch den Hochgebirgszug des Tianshan, der ungefähr west-östlich verläuft, in zwei ausgedehnte Beckenlandschaften geteilt, die weit überwiegend von Wüsten bedeckt sind.
Xinjiang ist ein großenteils unwirtliches Land mit einem die ariden Beckenlandschaften umgebenden schmalen Kranz von Oasensiedlungen, die sich im Vorland der Gebirge überall dort gebildet haben, wo die Gebirgsflüsse ins
Flachland austreten, an Gefälle verlieren und sich vielfach in der Landschaft verzweigen. Nur dünn konnte es besiedelt sein, in historischen Zeiten wie in der Gegenwart, und bot sonst Nomaden Weide und Wasser.
Siedlungen finden sich am Fuß der Berge, wo die Schmelzwasser führenden Bäche und Flüsse in breit auffächernden Deltas versickern und Oasen entstehen können. Städte entstanden an den größeren Flüssen, sofern
diese nicht im topfebenen Gelände so breit mäandern und so oft ihren Lauf um Kilometer verlagern,
dass auf dem Leben nahe am Fluss immer die
Doppeldrohung der Überschwemmung und der Austrocknung lastet. Wo
aber ausreichende Mengen Wasser ständig verfügbar bleiben und das fruchtbare Land ringsum agrarische Überschüsse auch für viele Durchziehende mit ~Iren Karawanen und Herden permanent hergeben kann, da sind große
Städte entstanden mit glanzvoller Geschichte, und die meisten haben
Jahrtausende überdauert. Turfan, Karaschahr, Kutscha, Kaschgar, Jarkan Khotan — alle waren Mittelpunkte des Handels in Oasen. Der topographischen
Verschiedenheit beider Teile von Xinjiang entspricht ein verschiedenartiger Geschichtsverlauf. Im Süden, der von
Hochgebirge ( an drei Seiten eng umschlossen ist und sich nur nach Osten in Ebenen, freilich ausgedehnte
Wüsten, öffnet, haben sich in den Austrittsebenen d< Flüsse aus dem Gebirge in Abständen von 30 bis 40 km relativ stabile
Oasensiedlungen entwickeln können, zwischen denen rege Verkehrsbeziehungen bestanden.
Für größere Nomadenvölker reichte das Weidegebiet jedoch meist nicht aus, so
dass die Herrschaft von Eroberervölkern meist kurzfristig und indirekt blieb. Im Norden des Tianshan hingegen entwickelten sich
au größeren Steppenflächen immer wieder Nomadenföderationen, die Staate bildeten und expansiv wurden... |